Im Kreise froher, kluger Zecher
wird jeder Wein zum Göttertrank
denn ohne Lieder, ohne Becher
bleibt man ein Narr sein Leben lang
und alle Kehlen stimmen ein
es leben hoch Gesang und Wein
Wir Menschen sind ja alle Brüder
und jeder ist mit uns verwandt
die Schwester mit dem Leinwandmieder
der Bruder mit dem Ordensband
denn jeder Stand hat aufgehört
wenn wir das letzte Glas geleert
Der Mann auf seinem Throne lebe
mit allem, was ihm angehört
und unser Vaterland umschwebe
der Friedensengel ungestört
der Fürst sei Mensch, der Sklave frei
dann eilt die goldne Zeit herbei
Wem für der Menschheit edle Sache
ein gutes Herz im Busen schlägt
wer gegen Feinde keine Rache
und gegen Freunde Freundschaft hegt
wer über seine Pflichten wacht
dem sei dies volle Glas gebracht
Beim Silberklange voller Humpen
gedenken wir des Armen gern
ein Menschenherz schlägt unter Lumpen
ein Menschenherz schlägt unterm Stern
Drum, Brüder, stoßt die Gläser an
es gelte jedem braven Mann
Wer aus Fortunas Lottorädchen
den Treffer seines Wertes zog
wer einem edlen deutschen Mädchen
das treu ihn liebt, nie Liebe log
wer deutscher Weiber Tugend ehrt
sei ewig unsrer Freundschaft wert
Dem Dulder strahle Hoffnungssonne
Versöhnung lächle unserm Feind
dem Kranken der Genesung Wonne
dem Irrenden ein sanfter Freund
Wir wollen gut durchs Leben gehn
und einst uns besser wiedersehn
Text: Christian Gottlieb Otto (vor 1808), nach anderen Angaben auch Heinrich Zschokke, was aber wohl widerlegt ist durch Hoffmann von Fallersleben.
Musik: auf die Melodie von „Aus Feuer ward der Geist erschaffen“, Karl Döbbelin (1810)
Das Lied wurde in der „Franzosenzeit“ viel gesungen und ist sichtlich inspiriert durch die Französische Revolution.