Im grünen Wald bin ich gewesen
Sah ich es ein Hirschlein stehn;
Das Hirschlein das wollt ich erschießen,
O Wunder, was Hab ich gesehn!
Es tut mir die Flinte versagen
Ein Kreuz tut das Hirschlein tragen
Stolzierend auf seinem Gewicht (Geweih)
Die Gnade zum Sünder wohl spricht
Da tät ich zur Erde hinsinken
Wohl auf meine bogene Knie;
Tät mir es entgegen blinken
Ein silbernes Kreuzlein schneeweiß
Jetzt tu ich kein Hirschlein mehr schießen
Will lieber ins Kloster mich schließen
Dem grünen Wald sag ich gut Nacht
Die Gnade hat Alles gemacht!
Text: im Wunderhorn III, S. 106 (a. A. 110). Eine ältere Quelle nicht nachzuweisen und angegeben. Vermutlich von Brentano verfaßt. – ohne Melodie
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1452. „Das St. Hubertuslied“)
CDs und Bücher mit Im grünen Wald bin ich gewesen (Das St. Hubertuslied):
Anmerkungen zu "Im grünen Wald bin ich gewesen (Das St. Hubertuslied)"
Dem Schutzpatrone aller Jäger, St. Hubertus, ist bekanntlich, als er einst an einem Feiertage (Karfreitag) des edlen Waidwerks obgelegen, in tiefster Waldeinsamkeit ein weißer Hirsch erschienen, zwischen dessen Geweih ein goldstrahlendes Kreuz stund. Hubertus, der als Pfalzgraf unter Friedrichs III. Regierung der Legende nach einen recht weltlichen Lebenswandel geführt hatte, wurde dadurch zur Buße geführt, er wurde „frumb“ und zwar so ausgiebig, daß er bald zum Bischof von Mastricht und Lüttich ernannt und nach seinem Tode (der 728 oder 727 erfolgte) heilig gesprochen wurde.
Wie man aber nur schwer von einer noblen Passion lassen kann, so blieb auch Hubertus von Aquitanien dem grünen Tuche gewogen und fühlte sich verpflichtet, an der Himmelspforte die tatkräftige Vertretung seiner ehemaligen Jagdkumpane zu übernehmen. Seitdem kommen alle Jäger in den Himmel, nur notorische Sonntagsjäger protegiert St. Hubertus in Folge der gehabten Erscheinung prinzipiell nicht. Im Andenken an die hohen Verdienste seines Schutzpatrons feiert bis heute der brave Jägersmann den 3. November (Namenstag des Hubertus) durch große Jagden, Hubertus-Jagden genannt. Der 3. Nov. 744 ist der Tag der Elevation der Gebeine des Heiligen. Seit dem 10. Jahrhundert wird er als Schutzpatron der Jagd angesehen. (Böhme, im Liederhort)