Ihren Liebsten zu erwarten
schlich sich Hannchen in den Garten
Unter einem Eichenhain
schlief das holde Mädchen ein
Ihre Mutter kam ganz leise
nach der alten Mütter Weise
Ach wie sanft und ach wie fein
schläft mein Hännchen hier allein
Nimm den mütterlichen Segen
deiner frohen Unschuld wegen
unter Kuß und Scherzen hin
unschuldvolle Schläferin
Von den mütterlichen Küssen
ihrem Schlummer bald entrissen
Rief das Mädchen: „Organet!
Warum kommst du heut so spät?“
„Ach was soll ich jetzund denken
sie will ihm die Liebe schenken?
Nein, mein Kind das kann nicht sein
sonst sperr ich dich ins Kloster ein“
„Ach Mutter laß es doch beiseite
wir sind ja schon vermählte Leute
ich kehre nicht ins Kloster ein
der Organet und der ist mein!“
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Untertaunuskreis, aufgeschrieben in Hennethal
in Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)