Ihr Städter, sucht ihr Freude
So kommt aufs Land heraus
Seht, Garten, Feld und Weide
Umgrünt hier jedes Haus
Kein reicher Mann verbauet
Uns Mond und Sonnenschein
Und abends überschauet
Man jedes Sternelein.
Wenn früh des Dorfes Wecker
Aus leichtem Schlaf uns kräht,
Durchjauchzt man rasch die Äcker
Mit blankem Feldgerät
Das Weib indes treibt singend
Die Milchküh aus dem Stall
Laut folgen sie und springend
Des Hirtenhornes Schall
Wir sehn, wie Gott den Segen
Aus milden Händen streut
Wie Frühlingssonn und Regen
Uns Wald und Flur erneut
Uns blühn des Gartens Bäume
Uns wallt das grüne Korn
Uns schwärmt nach Honigseime
Die Bien um Blum und Born
Uns singt das Vöglein Lieder
Uns rauscht die blaue Flut
Uns schwirrt des Hofs Gefieder
Umpiept von junger Brut
Uns blöken rings und brüllen
Die Herden durch die Au’n
Uns tanzt das schlanke Füllen
Und gaffet übern Zaun.
Die Arbeit aber würzet
Dem Landmann seine Kost
Und Mut und Freude kürzet
Die Müh in Hitz und Frost
Sein Weib begrüßt ihn schmeichelnd
Wenn er vom Felde kehrt
Und, seine Kindlein streichelnd
Sich setzt am hellen Herd
Die Bursch‘ und Mägde strotzen
Von Jugendreiz und Mark
Ja selbst die Greise trotzen
Dem Alter, frisch und stark
Und heißt der Tod uns wandern
Wir gehn, wie über Feld
Aus einer Welt zur andern
Und schönern Gotteswelt
Ihr armen Städter trauert
Und kränkelt in der Stadt
Die euch wie eingemauert
In dumpfe Kerker hat
O wollt ihr Freude schauen
So wandelt Hand in Hand
Ihr Männer und ihr Frauen
Und kommt zu uns aufs Land
Text: Johann Heinrich Voß (1784)
Musik: Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen (1786)