Ihr Schwestern in der Arbeit Heere
vernehmt auch Ihr den Ruf der Zeit
uns drückt das selbe Los, das schwere
das schon die Männer rief zum Streit
Seht, wie die Männer kämpfend stehen
für einer bessern Zukunft Glück
seht rot die Freiheitsbanner wehen
und bleibet länger nicht zurück
Wir müssen schaffen früh vom Morgen
bis spät die Nacht herniedersinkt
sodann uns in des Hauses Sorgen
noch neue Last und Mühe winkt
Für uns kein Ruhen gibt´s , kein Rasten
ist schwer des Mannes Bürde schon
mißt man uns doppelt zu die Lasten
und obendrein um schlechten Lohn
Wir wollen nicht als stolze Damen
in seid´nen Kleidern müßig gehn
ein schönes Bild in gold´nem Rahmen
das fromm und lieblich anzusehn
Wir wollen gern die Hände rühren
für unsere Lieben jederzeit
Doch zu des Hauses Wohlstand führen
soll ems´ger Frauen Tätigkeit
Sprecht nicht vom „schwächeren Geschlechte“
sind wir zur Arbeit stark genug
sind wir auch stark für unsere Rechte
uns einzureihn dem Kämpferzug
Ihr Männer eilt, uns Raum zu geben
Laßt ab vom blöden Vorurteil
Derr mut´gen Frauen Vorwärtsstreben
es dient zu eurem eigenen Heil
Begrüßet mit der Hoffnung Strahle
der neuen Kämpferinnen Schar
die wehrlos noch dem Kapitale
bis heute unterworfen war
Gemeinsam werden wir bezwingen
das Elend, das in Bann uns schlägt
Der Menschheit Güter zu erringen
all dem, das Menschen-Antlitz trägt
Text: M. K. ( Max Kegel ? )
Musik: auf die Melodie von “ Rot schaut das Banner auf uns nieder “
in Max Kegel : Sozialdemokratisches Liederbuch von 1896, S. 106