Ihr lieben Leutchen hört mir zu
was ich euch jetzt erzählen tu
Zwei Schneiderlein in unserer Stadt
wo keiner Lust zur Arbeit hat
ersannen schnell ein Plänchen aus
und lebten lang in Saus und Braus
doch jetzt kommt es ans Tageslicht
nun stellt man sie vor´s Schwurgericht
Der Eidesleister mit dem Ring
dem dieser Schwindelt wohl gelingt
Er kauft den Bruder ganz gesund
in London ein mit tausend Pfund
und dieser nur zum Schein starb
daß er nur erst das Geld erwarb
und heißa ging es im Galopp
nach Böhmenlande hopp hop hopp
Die Polizei sucht alles auf
es bleibt ihr nichts verborgen
O! Tomatschek, da merke drauf
Dann hast du keine Sorgen
Nun sitzst du da in den Arrest
Und bleibst vielleicht noch lange fest
Mach mit dem Plettbrett nicht zu arg
Man kauft nur für den Tod ein Sarg
Bleibt lieber bei der Arbeit sitzen
Soll euch auch bei der Nadel schwitzen
Geht lieber in das Freie rum
Wenn ihr sollt werden etwas krumm
Hüt´ euch für solch Verbrechen
Ihr müßt es wohl berechen
Dann bügele lieber fleißig zu
Denn sitzt du auch in Fried und Ruh
Begrabe nie kein Plettbrett nich
Und gar kein Stroh und Erde nich
Spielt niemals solchen Schlauen
Mit einer Rindskaldaun
Hättst du dich nur vorher bedacht
Ehr du den Schwindel hast gemacht
Dann wärst du noch in Böhmenland
Und würdest hier nicht so bekannt
Drum liebes Fränzchen Tomatschek
Mach dir nicht wieder solchen Jeck
Dann bist du sicher, das steht fest,
Und du kommst niemals in Arrest
Kannst jedem frei in´s Auge sehen
Sag, Tomatschek, ist das nicht schön ?
Drum lieben Leutchen hab ich recht
Ich glaub; das ist der beste Weg
Text und Musik: Verfasser unbekannt , als „Die beiden lebenden Schneider und das tote Plettbrett“
Flugblattlied auf einen Versicherungsbetrug der beiden Schneider Anton und Franz Tomaszek , im Moritatenstil um 1851 besungen.
in: Mutter der Mann mit dem Koks ist da (1977)