Ihr Jungfern hört (Tod auf den Schienen)

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Ihr Jungfern, hört die Schreckenskunde
Die sich zutrug in unsrer Stadt
Verpflanzet sie von Mund zu Munde
Was falsche Lieb‘ für Folgen hat.

Es war ein Mädchen, jung an Jahren
Verführt durch Männerschmeichelei.
Sie mußte schon so früh erfahren,
Daß sie bald eine Mutter sei.

Die Eltern hatten’s auch erfahren
Das Mieder ward ihr schon zu klein.
Der Vater riß sie bei den Haaren
Sie sollt und mußt verstoßen sein

Vom Elternhause ganz verstoßen
Ging sie am Sonntag weit hinaus
Sie hatt‘ in ihrem Herz beschlossen
Nie heimzukehr’n ins Elternhaus

Sie ging von Sulza nach Bad Kösen
Und bei Schulpforta an der Bahn
Tat sie ihr Haupt auf Schienen legen
Bis daß der Zug von Naumburg kam

Die Schaffner hatten’s wohl gesehen
Und bremsten mit gewaltiger Hand.
Jedoch der Zug, er blieb nicht stehen
Ihr junges Blut floß in den Sand

Dem Zug entstiegen drei Studenten
Der eine bleich von Angesicht
Und als er da die Leich‘ erblickte
Da sprach er: »Nein, das wollt‘ ich nicht!«

Die Schüler aus Schulpforta kamen
Und nahmen sich der Leiche an
Sie taten sie so schön begraben
Weil sie’s aus Liebe hat getan.

Text: Verfasserin unbekannt
Musik: auf die Melodie von Seht ihr drei Rosse vor dem Wagen.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1841 : Zeitraum:
Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:


CDs und Bücher mit Ihr Jungfern hört (Tod auf den Schienen):

"Ihr Jungfern hört (Tod auf den Schienen)" wird auf diese Melodie gesungen:

Melodie zu Ihr Jungfern hört (Tod auf den Schienen)

Anmerkungen zu "Ihr Jungfern hört (Tod auf den Schienen)"

Diese Moritat ist zum Lied geworden. Die Dichterin soll 1840 eine Bäuerin in Auerstedt gewesen sein. Gabriele Böhme hat in ihrer Dissertation »Bänkelsängermoritaten« (Maximilians=Universität, München, 1920) 30 verschiedene Fassungen zusammengetragen. In mündlichen Überlieferungen finden sich auch noch andere Strophen, z. B.:

Blaue Äuglein, blonde Haare,
Die haben mich verrückt gemacht.
Und wer’s nicht glaubt, der soll’s erfahren,
Daß falsche Lieb‘ viel Kummer macht.

Das ist eine »Wanderstrophe«, die sich auch in vielen anderen Liedern findet. Folgende drastische, realistische Strophe bekommt man zu dieser Schauerballade manchmal zu hören

Vom Doktor ward sie nun besehen
Man einen Knaben bei ihr fand
Jedoch der Knab‘ war nicht vollendet
Dem Knaben fehlt die rechte Hand

Die verschiedenen Fassungen enthalten auch verschiedene geographische Angaben:
»Sie ging von Hamburg bis nach Bremen, oder Polen, Eger, Kassel, Kissen, Dresden, Leipzig, von Silze bis Schelden, von Sulzheim bis Gießen, bis daß der Zug von Hamburg, Frankfurt oder Bamberg oder Barmbeck kam.«