Ihr Franzosen geht nach Haus

»

Ihr Franzosen geht nach Haus

Ihr Franzosen geht nach Haus
weil nun eure Macht ist aus
Laßt mit euren Freiheitskappen
euch nicht im deutschen Reich ertappen
denn die Deutschen sein mit Macht
gegen Frankreich aufgebracht

Mit zerrissnen Strümpf und Schuh
kamen sie nach Deutschland zu
dass man euch ihr Lumpengesindel
musste schaffen Schuh und Strümpfe
und die Hemden dutzendweis
denn die alten war’n voll Läus

Kamen sie zum Bauer ins Quartier
dann hieß es Hundsfott, schaff Wein und Bier
Und was sie nicht konnten saufen
ließen sie auf die Erde laufen
traten oft das liebe Brot
mit den Füßen in den Kot

Hell war ihn’n kein Wein genug
sie zerschlugen Glas und Krug
sie zerhieben Tisch und Bänke
Schüsseln, Teller, Stuhl und Schränke
und ein echt französ’scher Hans
ließ auch oft kein Fenster ganz

Kein Frauenzimmer * auf der Gasse mehr
blieb von Schand und Laster leer
andern griffet ihr in die Taschen
Uhr und Gelder zu erhaschen
nahmet alles weg mit List
sagtet nur: Ist gut für mich

Ihr französische Freipartie
stahl dem Bauer all sein Vieh
zoget wie die Räuberbande
hin und her im ganzen Lande
wo noch etwas war versteckt
brachtet ihr’s wie Wölf geschleppt

Ihr französisch Lumpenpack
seid nicht wert ein Pfeif Tobak
Ach bewahr uns für Franzosen
in dem Land und in den Hosen
denn sie schaffen wo sie sein
nichts als lauter Angst und Pein

Als sie kamen vor Kolberg (1806)
über Kreuz und über Zwerg
Kam General York mit Roß und Reitern
Blies den faulen Bärenhäutern
Rauch und Pulver in den Hals
Dass sie sprangen wie beim Tanz.

Da gings an ein Retirieren
Und nach Sachsen zu marschieren
Da gingSs an ein Laufen, Jagen
Ließen stehn die Pulverwagen
Mußten Kugeln, Zentner schwer
Alles wieder geben her

Meine Herren von Paris
Sagt nun, wie gefällt euch dies?
Eure Freiheit und dergleichen
Ist in Deutschland ganz verhaßt
Und ihr tragt nur Spott und Hohn
Euch zum Fluche stets davon.

* Hamburger Druck: Mädchen.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 356 „Ende der Franzosenherrschaft“, auf Fliegenden Blättern um 1815 – 20)

Das Lied mag schon 1798 bei Jourdan’s Rückzug entstanden sein und erschien nach 1813 wieder mit allerlei Zudichtung (wie hier). In neuerer Zeit (1871) sang man bloß Strophe 1—4 und 10. (Böhme)


CDs und Bücher mit Ihr Franzosen geht nach Haus:

Anmerkungen zu "Ihr Franzosen geht nach Haus"

Aus der Wetterau (Bettenhausen) erhielt Böhme 1892 das Lied, wie man es 1871 und später sang:

Ihr Franzosen, geht nach Haus,
Weil jetzt eure Zeit ist aus!
Laßt mit euren Freiheitswaffen
Euch nicht im deutschen Reich ertappen,
Denn die Deutschen sein mit Macht
Gegen Frankreich aufgebracht.

Mit zerissnen Strümpf und Schuh
Liefen sie nach Deutschland zu,
Zogen aus wie Räuberbanden
Hin und her im ganzen Lande;
Wo noch etwas war versteckt,
Hab’n sie wie die Hund‘ geleckt.

Kein Wein war ihnen gut genug
Sie zerschlugen Glas und Krug
Und was sie nicht konnten saufen
Ließen sie in Keller laufen
Traten selbst das liebe Brot
Mit den Fußen in den Kot

Selbst den Handwerksburschen auch
Leerten sie die Taschen aus
Nahmen’s Geld aus ihren Taschen
Um die Uhren zu erhaschen.
Nahmen Alles mit für sich,
Alles, Alles mit für sich.

Melodie 1857 aus Oberhessen (Wiesenbreidenbach):

Zweite Melodie zu Ihr Franzosen geht nach Haus
Melodie 1857 aus Oberhessen (Wiesenbreidenbach)

Melodie aus der Wetterau 1892:

Dritte Melodie zu Ihr Franzosen geht nach Haus
Melodie aus der Wetterau 1892

"Ihr Franzosen geht nach Haus" in diesen Liederbüchern

Text auf einem fliegenden Blatt in G. Pröhle’s Sammlung (Titel zerrissen) das 5. Lied. Wohl um 1825 gedruckt. Anderes fl. Bl.: .“Fünf ganz neue Lieder (das 1.) gedruckt zu Hamburg (um 1815 —1820). Text ziemlich gleich, nur 7. Strophe fehlt und die 8. lautet: „Als sie kamen vor Brüssel, zog mau ihnen gleich aufs Fell; da kam Blücher mit Roß und Reitern, blies den groben Bärenhäutern Rauch und Pulver in die Nasen, daß sie liefen wie die Hasen“ — Auf einem fl. Bl. bei Scheible, Volkswitz 11. 188 hat das Lied 18 Strophen. — Vergl. auch Hildebrand S. 486 und Ditfurth II, 168.

auch in Deutsche Soldatenlieder (1914)