Ihr Bürger Abdara´s kommt und seht
Des Censors alberne Majestät
Hält auf den Beobachter den Stimmhammer
Dass ein weh Moll tönt in trübem Jammer
Er schneid´t mit der Schere die Freiheit weg
und tritt mit dem Stelzfuß die Freiheit in Dreck
schaut gehorsamt in ein Perspektiv hinein
das hält ihm ein Kerl vor mit einem Ziegenbein
Gott sei bei uns! Mit Eselsohren
Als hätt´ ihn sich Satan zum Staatsrat erkoren
hält auf der Lichtflamme das Hütchen fest
ein dicker Frosch sich bei ihm blicken läßt
Sind Verwandte, kamen in einem Sumpf zur Welt
Ein Krebs an den Dekreten sich hält
Und dem Zensor bringt für so große Tat
Satans Fledermaus den Titel: Geheimrath
Rasch über die Grenz in die Freiheit! Da steht
Schlange zertretend Hassia´s Majestät
Die Fackel der Wahrheit in ihrer Hand
Steckt all das offizielle Zeug in Brand
Hinter ihrem Schlagbaum, in sichern Port
Fragen wir des Volkes deutsches Wort
und die Wächter an der Säule des Vaterlands
tragen Hassia´s Freiheit zum Himmelsglanz
Doch Ungeziffer kriecht tief unten
möchte umsonst die deutschen Männer verwunden
Und ein baufällig Römerhaus steht hinten
Daraus sehn mit offenen Augen die Blinden
Ihr Uhr ohne Zeiger zeigt keine Zeit
dunkel und dünkel ist rings verbrei´t
Doch einst fährt durch die Nacht und Wolkenhaut
Ein Blitz von Gott, und der Tag geht auf
Text: Verfasser unbekannt
Zensur in Kurhessen, Lithographie Verlag Friedrich König, 1834
Zieglersche Chronik