Ihr Brüder lasst uns stimmen an
Ein Lied von jenem Tag
Da alle folgten Mann für Mann
Dem stillen Tambour nach.
Ja, ja, ja…..
Industrie, o Industrie
Du edler Zweig der Kunst
Wir gaben uns so viele Müh
Obgleich es war umsonst
Da hat uns Paulus anbefohlen
Das Lamm laßt euch nicht nehmen
Den wenn ihr in den Himmel kommt
Da müßt ihr euch ja schämen
Seht ihr auf jenem Hügel dort
Die alte Hütte stehen ?
Da drinnen stehen Maschinen
Sollen von sich selber gehen
Die wollen wir nicht haben
Die von sich selber gehen
Drum wollen wir sie zerschlagen
Das können wir frei gestehen
Wir hatten es vernommen
Daß sie schon wären da
Rapport ward gleich genommen
Zum Handwerk in Gera
Sie wurden aufgeschlagen
Und zierlich hingestellt
Man könnte beinahe sagen
Nichts schöneres in der Welt
Das hatte uns verdrossen
Geärgert noch viel mehr
„Die Hütte wird beschossen,
’s gibt keine Stühle mehr.“
Am 26. Abend
Im kühlen Monat März
Das Bier, das war so labend
Wir alle hatten Herz
Am Tage war befohlen
Ein Umlauf in der Stadt
Der Teufel soll den holen
Der es verraten hat
Wenn wir heut‘ Feierabend machen
Da kommt ins Gartenhaus
Es geht dann zum Kampfe
Gleich nach dem Brunnen naus
Es schlug die Uhr halb neun
Da waren wir alle da
Wir stellten uns in reihen
Und was, ach, was geschah !
Nun ging’s mit Axt und Hammer
Nach jener Hütte hin
weh! O weh! Welch Jammer
Die guten, schönen Maschinen
Wir waren noch nicht alle rein
Da klirrten Türen und Fensterscheiben
Wir waren noch nicht alle rauf
Schlug man schon tüchtig drauf
Da hörte man bald ein Krachen
Ein Bravorufen auch
So mancher mußte lachen
Doch manchen ärgert’s auch
Da klimpert die alte Schnalle
Gleich einem Schellenbaum
Kein Apfel konnte zur Erde
So wenig war noch Raum
Da flogen Blätter und Geschirre
In der Menge dort herum
Das Zeug kam in die Wirre
Liebe Brüder, fragt: Warum?
Eine Frau in der weißen Haube
Und in der hand ein Licht
Die sperrte Maul und Nase auf
Wohl über die Geschicht‘
Es wurde jetzt befohlen
In Herzogs Namen: Ruh!
Den Herzog tun wir ehren
Wir gehen jetzt zur Ruh
Ich lag auf Donnerwache
Schlief auf dem Kanapee
Man rüttelt mich, man schüttelt mich
Komm, Fritzchen, komm doch, steh!
Ich eilte in vollem Schlafe
Wohl auf die „Schnalle“ zu
Doch als ich dort anrückte
War alles schon zur Ruh
Es tat ein jeder pochen
Aus Leibeskräften fest
Doch ach, nach wenig Wochen
saßen wir schon hart und fest
Kaum waren sie zerbrochen
Nahm die Justiz uns fest
Wir sitzen Tag und Wochen
Noch immer im Arrest
Viel Herren untereinander
Die saßen dann insgeheim
Wo müssen die Schnurrbärte
nur hingekrochen sein
Das mußten wir dann büßen
Im dunklen Kerker hier
Doch können wir begießen
Die Gurgel jetzt mit Bier
Nun lasset sie nur schlafen
Sie sind in guter Ruh
Sie tun uns nicht mehr schaden
Deckt sie mit Erde zu
Wir wollen sie nicht haben
Die schön alleine gehen
Drum haben wir sie zerschlagen
Das wollen wir frei gestehen.
Text: Fritz Hedler aus Gera, 1841 im Gefängnis gedichtet. Aus einer Thüringer Zeitung Jahrgang 1930
Musik: Melodie mündlich überliefert
in: „Der große Steinitz“ , Band I, S. 249ff