Ich will euch mein Schicksal erzählen
Das traurigste wohl auf der Welt.
Meinen Namen darf ich nicht nennen
Denn ich bin ja ein Mädchen fürs Geld
In Hamburg, da bin ich gewesen
In Sammet und Seide gehüllt
Meinen Namen darf ich nicht nennen
Denn ich bin ja ein Mädchen fürs Geld
Mein Bruder, der hat mir geschrieben:
»Ach Schwester, ach, kehre zurück,
Deine Mutter liegt todkrank darnieder
Und beweinet ihr einziges Glück.«
Da hab‘ ich dem Bruder geschrieben:
»Ach Bruder, ich kann nicht zurück.
Meine Ehr‘ ist in Hamburg geblieben
In der Heimat, da find‘ ich kein Glück.«
Ach Mutter, ich bin ja verloren!
verzeih deinem elenden Kind.
Du hast mich in Liebe geboren
Doch fürs Gute, da war ich zu blind.
Und als ein paar Jahre vergangen
Da trieb mich die Sehnsucht nach Haus
Und als ich das Stadttor erreichte
Da trug man mein Mütterlein raus
Was nützet dem Kaiser die Krone
Was nützet dem Seemann sein Geld
Wenn es gäb‘ keinen Hamburger Hafen
Und darinnen kein Mädchen fürs Geld.
Text und Musik: Verfasser unbekannt, 1903
in Traurig aber wahr (1931)