Ich weiß ein Schreckensort auf dieser Welt
liegt einsam still verborgen
wo man erbarmungslos die Menschen quält
bis abends spät vom Morgen
Da gibts kein Recht, Schikane nur
von Menschlichkeit nicht eine Spur
O Torgau, Torgau du mein Jugendgrab
ich fluche dir, so lang ich Atem hab
Hier muß man Pensum schaffe für den Staat
gibt trocken Brot als Speise
gar mancher nimmt an Leib und Seele Schad
wird selbst zum jungen Greise
Bis Abends spät, von Morgens früh
ein freundlich Wort, man hört es nie
in Torgau, Torgau, wo Tyrannei gesiegt
gar manches Lebensglück begraben liegt
Gar mancher hat dem Tod fürs Vaterland
gar kühn ins Aug gesehen
drum hat man als Verbrecher ihn verbannt
um ein gering Vergehen
so lohnt in Deutschland man den Mut
man lechzt nach Proletarierblut
in Torgau, Torgau schmacht manch braver Mann
ein feiger Schuft legt uns die Fesseln an
Text: Karl Dietze, als Vorlage diente ein Gefangenenlied aus der Festung Köln im Ersten Weltkrieg
Musik: Auf die Melodie von Das Elterngrab
in: Rote Gedichte und Lieder (1924), daher in: Der grosse Steinitz (1962, Nr. 291)