Ich trage, wo ich gehe
Stets eine Uhr bei mir
Wieviel es geschlagen habe
Genau seh ichs an ihr
Es ist ein großer Meister
Der künstlich ihr Werk gefügt
Wenngleich ihr Gang nicht immer
Dem törichten Wunsche genügt
Ich wollte, sie wär oft rascher
Gegangen an manchem Tag
Ich wollt an manchem Tage
Sie hemmte den raschen Schlag
In meinen Leiden und Freuden
Im Sturme und in Ruh –
Was immer geschah im Leben
Sie pochte den Takt dazu
Sie schlug am Sarge des Vaters
Sie schlug an des Freundes Bahr´
Sie schlug am Morgen der Liebe
Sie schlug am Traualtar
Sie schlug an der Wiege des Kindes
Sie schlägt, wills Gott! noch oft,
Wenn bessere Tage kommen
Wie meine Seel es hofft
Und ward sie manchmal träger,
Und drohte zu stocken ihr Lauf,
So zog sie der Meister mir immer
Großmütig wieder auf.
Doch stände sie einmal stille,
Dann wär´s um sie geschehn
Kein and´rer, als der sie fügte
Bringt die zerstörte zum Gehn
Dann müßt ich zum Meister wandern
Und ach, der wohnt gar weit
Wohnt draußen, jenseits der Erde
Wohnt dort in der Ewigkeit
Dann gäb ich sie dankbar zurücke
Dann würd ich kindlich flehn:
Sieh, Herr, – ich hab nichts verdorben
Sie blieb von selber stehn
Text: Johann Gabriel Seidl (1836)
Musik: Carl Loewe ()