Ich stehe auf hohen Bergen
schau nunter ins tiefe Tal
da geseh ich ein Schiffelein fahren
mit Reitern war es belad´n
Der allerjüngste Reiter
der in dem Schifflein saß
der gibt der feinen Magd zu trinken
aus einem venetischen Glas
O ich kann weder essen noch trinken
ich kann nicht fröhlich sein
mein Herz ist mir betrübet
Feinsliebster von wegen dein
Des Nachts um die halbe Nacht
da träumt´s dem Reiter so schwer
als ob sein Herzallerliebste
in das Kloster gegangen wär
„Ach Knecht, herzliebster Knecht
sattel mir und dir zwei Pferd
der Weg wo wir jetzt reiten tun
der ist des Reitens wohl wert.“
Und als er auf die Heide kam
worauf das Kloster stand
da hört er ein Glöckchen läuten
wo er nit weit vom Kloster war
Und als sie an das Kloster sind komm´
da nimmt er ein Schell und schellt daran
Da kommt ein Nonn heraus.
„Mein Liebste soll kommen heraus!“
„Euer Liebchen ist nit da drinnen
sie kann auch nit kommen heraus“
„Da will ich das Kloster anzünden
so laufen alle Nonnen heraus“
Sie kommt daher gegangen
mit einem schneeweissen Kleid
Ihr Baar hat sie abgeschnitten
Zu einer Nonn war sie bereit
Der Reiter dreht sich herum und um
In einer Viertelstund
da war sich ja dem Reiter
sein jung, frisch Herz versprung´n
„Bist du denn, o Reiter, gestorben
Von wegen der Liebe mein
so will ich den lieben Goft bitten
wohl um die Seele dein
Jungfräuelein geht in die Kirche
alle GIöckelein ziehet sie an
Mit ihrem rosenroten Munde
Singt sie dem Reiter ein Grabgesang
Mit ihren schneeweissen Händen
Macht sie dem Reiter ein Grab
Aus ihren schwarzbraunen Äugelein
Sie dem Reiter das Weihwasser gab
Text und Musik: Diese Version als Lothringen – vorgesungen von Papa Gerné und Melodie aufgenommen von Cl. Weber . Solche Lieder vom Grafen und der Nonne (Graf und Nonne) kennt man bereits im 15. Jahrhundert. 1771 zeichnete Goethe ein solches im Elsaß auf. in : Verklingende Weisen I , 1926.