Ich stand auf hohen Bergen
Und schaut ins tiefe Tal
Ein Schifflein sah ich schwimmen, ja schwimmen
Darin drei Grafen war’n
Der jüngste von den Dreien
Der in der Mitte saß
Der gab mir einst zu trinken, ja trinken,
Roten Wein aus seinem Glas
Ei, was zog er wohl aus der Tasche?
Ein‘ Ring von rotem Gold.
„Nimm hin, du Hübsche, du Feine, ja Feine,
Das soll dein Denkmal sein!“
„Was will ich mit dem Ringe
Wenn ich nicht dein kann sein?
Ich denk‘ an keine Liebe, ja Liebe
Ich denk‘ an keinen Mann
Ich denk‘ an Gott, den Herren
Der mir nur helfen kann
Ins Kloster will ich ziehen, ja ziehen
Will werden eine Nonn‘.“
„Willst du ins Kloster ziehen.
Willst werden eine Nonn
So denk an keine Liebe
So denk an keinen Mann!“
Und als der Herr nach Hause kam:
„Knecht, sattle mir ein Pferd!
(oder: „Ach Bruder, liebster Bruder,
Sattle dir und mir ein Pferd;)
Wir beide wollen reiten, ja reiten,
Denn der Weg ist reitenswert.“
Und als sie an das Kloster kamen.
Ganz leise klopft er an:
„Wo ist die jüngste Nonne, ja Nonne,
die hier zuletzt reinkam?“
„Hier ist ja keine reingekommen
Hier kommt auch keine raus!“
„Mit Proforsch will ich’s befehlen.
Sie soll und muß heraus!“
Und als sie angeschritten kam
In ihrem schneeweißen Kleid,
Das Haar war ihr verschnitten.
Zur Nonn’ war sie bereit.
Was trug sie unter der Schürze?
Einen Becher mit kühlem Wein,
Daraus gab sie ihm zu trinken.
Er schlief im Grünen ein!
Mit ihren zarten Händen
Zog sie den Glockenstrang;
Mit ihrer hellen Stimme
Sang sie den Grabgesang
(Lobgesang).
„Ihr Gesellen, Junggesellen,
Heirat nicht nach Geld und Gut
Heirat‘ nur nach hübschen Mädchen
Das euch gefallen tut!“
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Diese Fassung in Volkslieder und Volksreime aus Westpreußen (1895)