Ich stand auf hohem Felsen
schaut hinab ins tiefe Tal
und sah ein Schifflein schwimmen
darin drei Grafen warn
Der jüngste von den Grafen
der in dem Schifflein war
gab mir einmal zu trinken
gut Wein aus seinem Glas
Er zog von seinem Finger
ein goldenes Ringelein.
„Nimm hin, Du Holde Feine,
das soll zum Denkmal sein.“
Was soll ich mit dem Ringlein,
da du mein nicht werden kannst
Ich bin ein armes Mädchen
hab weder Geld noch Gut
Bist du ein armes Mädchen
hast weder Geld noch Gut
So gedenk an unsere Liebe
die zwischen uns beiden ruht
Ich weiß von keiner Liebe
denk auch an keinen Mann
Ich will ins Kloster gehen
und werden eine Nonn
Willst du ins Kloster gehen
und werden eine Nonn
will ich die Welt ausreisen
bis daß ich zu dir komm
Er sprach zu seinem Knechte
sattle dir und mir ein Pferd;
daß ich die Welt ausreise
die Welt ist´s Reisen wert!“
Im Kloster angekommen
ganz leise klopft er an
Gebt mir heraus die jüngste Nonne
die zuletzt ins Kloster kam
`s ist keine angekommen
Wir geben auch keine heraus
so will ich das Kloster stürmen
das schöne Gotteshaus
Sie kam daher geschritten,
schneeweiß war sie gekleidt´
Ihre Haare waren kurz geschnitten,
zur Nonn´ war sie bereit.
Da gab sie ihm zu trinken
Klosterwein aus einem Glas
und nach vierundzwanzig Stunden
am Klosterwein er starb
Diese Version von „Graf und Nonne“ in Württembergische Volkslieder (1929)