Ich stand auf hohem Berge
und schaut ins tiefe Tal
ein Schifflein sah ich schwimmen
darin drei Grafen warn
Der Jüngste von den dreien
der in dem Schifflein saß
bot mir einmal zu trinken
kühlen Wein aus seinem Glas
Ach Mädchen du wärst schön genug
wärst nur ein wenig reich
fürwahr ich wollt dich nehmen
sähn wir einander gleich
Ei bin ich schon nicht reich genug
bin ich doch ehrlich und fromm
ich werd die Zeit erwarten
bis meines Gleichen kommt
Wenn deines Gleichen nun nicht kommt
was willst du fangen an
Darnach geh ich ins Kloster
will werden eine Nonn
Es stand wohl an ein Vierteljahr
dem Grafen träumts gar schwer
als ob sein herzallerliebster Schatz
ins Kloster gangen war
Der Graf der kam geritten
wol vor des Klosters Thür
er fragt nach seinem Liebchen
ob sie darinnen wär
Sie kam heraus geschritten
in eim schneeweißen Kleid
ihr Haar war abgeschnitten
zur Nonn war sie bereit
Da wandt er sich herumme
kein Wort mehr sprechen konnt
das Herz in seinem Leibe
in tausend Stücken sprang
Text und Musik: Diese Fassung von Graf und Nonne mündlich überliefert aus der Gegend von Dreieichenhain bei Frankfurt am Main (1856)
abgedruckt bei Erk: Deutscher Liederhort (1856, Nr. 18c)