Ich sprich, wann ich nit leuge
So sollt ihr glauben mir
Ihr habt oft gesehen Fleugen
Das ist ein sollichs Tier
Wann man ein Kost richt ane
Sie sei saur oder süß
Sind dann die ersten drane
Mit Händen und mit Füß
Kommt dann ein Kramer here
Mit guter Spezerei
Mit Zucker und Latwere
Sind sie die ersten frei
Und die das Maul drein schlagen
Versuchens um und um
Und wenn man’s dann tut jagen.
So gent kein Heller drum
Wo man hat Bier und Methe
Da ist den Fleugen wohl
Sie kommen ungebeten
Und saufen sich auch voll
Daß manche tut ertrinken
Im Becher und im Glas
Kommts ‚raus, so tun sie hinken
Die Kleider sind ihr naß.
Ist Einer dann beschoren
Und hat ein kurzes Haar
Die Fleugen um ihn bohren
Sicht man im Sommer zwar
Es muß sich Ein’r oft wehren
Will er Fried vor ihn‘ han
Sie tuns Fürsten und Herren
Es hilft darfür kein Zaun
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1710 „Die bösen Fliegen“, ohne Melodie)
Aus: Dritter Teil schöner neuer Teutscher Lieder mit fünff Stimmen. Von Orlando de Lassus. München, bey Adam Berg 1576, S. 21. Daher im Wunderhorn I, 1806. S. 343 mit einem Nachsatze und der falschen Überschrift „Hofleute“. Goethe bemerkt dazu: „Wäre noch erfreulicher, wenn nicht eine (wie es scheint falsche) Überschrift auf eine Allegorie deutete, die man im Lied weder finden kann noch mag“. — Auch bei Hoffmann, Gesellschaftslieder 359. Das Lied ist ein Seitenstück zu dem „Flohliede„.