Ich schmiß zwo äddle Ruisen
Zum huihen Fenster hinouß
Ich hatt meing Herzgeläwterchen trösen,
Dat et jö sterwe moßt.
Woor soal em et na begröwen?
Ä‘ seinges Gruißvöters so Gräw.
Wat soal af seingem Gräw woassen?
Völ Dästeln uch Ruisekrockt.
Wat sticht ze seinge lawen Hiewden?
Do sticht ien gäldä‘ Schräft
Wat sticht dorä‘ geschriewen?
„Dä größte Troa äm Häus.“
Wat sticht ze seinge‘ läwe Söckten?
Dö stohn zwee Biemcher zört.
Doat ien doat driet dä Maschket
Doat oander dä Nägeltscher.
Wat sticht ze seinge läwe Fössen ?
Dö sprängt e Brännchen kal
Doat dielt sich än zwee Fleesker
Dä driewen zwee Millerad
Doat ien doat mehlt dä Maschket
Doat oander de Nägeltschcr
Dä Maschkät doocht sich sösser
Dä Nägeltscher noach vil gäts
Übersetzung
Ich warf zwei edle Rosen
Zum hohen Fenster hinaus
Ich hatt‘ mein Herzliebchen getroffen,
Daß es ja sterben mußt.
Wohin soll man es nun begraben?
In seines Großvaters sein Grab.
Was soll aus seinem Grabe wachsen?
Viel Disteln und Rosenstrauch.
Was steht zu seinen lieben Häupten? (Köpfe)
Da steht ein goldne Schrift.
Was steht daran geschrieben?
„Die größte Treu im Haus‘
Was steht zu seinen lieben Seiten?
Da stehn zwei Bäumlein zart
Das eine trägt Muskaten,
Das andere Nägelein
Was steht zu seinen lieben Füßen?
Da springt ein Brünnlein kalt.
Das teilt sich in zwei Flüßchen
Die treiben zwei Mühlenrad
Das eine mahlt Muskaten,
Das andre Nägelein.
Die Muskat däucht sich süße
Die Näglein noch viel mehr.
Text und Musik;: Verfasser unbekannt Siebenbürgisches Volkslied
Melodie und Text bei W. Schuster, Siebenbürgisch-sächsische Volkslieder Nr. 41. Text schon bei Schuller, Gedichte in siebenb. Mundart. Hermannstadt 1840. Daher Firmenich, Völkerst. II, 827. —
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 738 „Liebchens Grabmahl“)
Das Lied ist zart, märchenhaft und dunkel. Unverständlich bleibt das Sterben durch Rosenwerfen. Der übrige Inhalt ist nur Variante zu: „Bei meines Buhlen Haupte :c.“ (Wundergarten der Liebe Nr. 428.) (Böhme, Liederhort III, S. 539)