Ich sah mir einen Hirschen
Der war schön und zart
von wegen großer Liebe
So hart verwundet ward
Und darnach zerrissen
von den Hunden sein
Welches muß gewesen sein
So gar ein schwere Pein
Solches muß ich jetzt leiden
Jetzund in diesem Fall
Und dass ich die Liebste muß meiden
Und die ich haben soll
Die Schöne und die Zarte
Das holdselige Bild
Welche Lieb viel härter ist
Als ein stählener Schild
Ach, wenn willt du wegziehen.
Du mein höchster Trost?
Ach wenn willt du wiederkommen
Und daß du mich erlöst?
Du Hast mir es zugesagt
Das junge Herze dein
Und wann ich wiederum kommen
In Freuden bei dir sein.
Hiemit will ich mir fassen
Ein frischen freien Mut
Ich fahr dahin mein Straßen
Mein Sach wird werden gut
Hat es Gott ausersehen
Hat es Gott auserkorn
So soll uns doch nichts hindern
Kein Distel und kein Dorn.
Einen freien frommen Mann
Mir Gott senden woll
Und der mich dahin führet
Und da ich freien soll.
Denn er ist alleine.
Der dir ins Herze sieht
Er wird auch wohl wissen
Was mir jetzunder brist
Reichthum und auch Schöne
Adelig und Frumm
Und wann man’s bei einander findt
So leuchtend wie ein Sonn
dieweil mans aber selten
Bei einander findt
So woll mir Gott bescheren
Ein frommes Mutterkind.
Der Apfel ist rosenrot
Es steckt ein Wurm darin
Die Meidlein die sein hübsch und fein
Sie führen ein falschen Sinn
Hiemit so will ichs lassen
Mein Liedlein kurz und gut
Ich fahr dahin mein Straßen
Mein Sach wird werden gut
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Fliegendes Blatt von 1590
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 495 „Abschiedsszene. In seiner eigenen Weise“)