Ich Mädchen bin aus Schwaben,
Und braun ist mein Gesicht;
Der Sachsenmädchen Gaben
Besitz‘ ich freilich nicht
Die können Bücher lesen,
Den Wieland, und den Gleim;
Und ihr Gezier und Wesen
Ist süß wie Honigseim.
Der Spott, mit dem sie stechen,
Ist scharf wie Nadelspitz;
Der Witz, mit dem sie sprechen,
Ist nur Romanenwitz.
Mir fehlt zwar diese Gabe,
Fein bin ich nicht und schlau;
Doch kriegt ein braver Schwabe
An mir ’ne brave Frau.
Das Tändeln, Schreiben, Lesen
Macht Mädchen widerlich;
Der Mann, für mich erlesen,
Der liest einmal für mich.
Ha, Jüngling, bist aus Schwaben?
Liebst du dein Vaterland?
So komm, du sollst mich haben.
Schau hier ist meine Hand
Text: Christian Friedrich Daniel Schubart , 1775
zuerst im Ulmer Intelligenzblatt vom 13. April 1775 , ein Gegenstück „Das Sachsenmädchen“ von J. Giesecke steht im Leipziger Musenalmanach für 1786
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885)