Ich komme vom Gebirge her,
Es ruft das Tal, es rauscht das Meer.
Ich wandle still und wenig froh,
Und immer fragt der Seufzer: Wo?
Die Sonne dünkt mich hier so kalt
Die Blüte welk, das Leben alt
Und was sie reden: tauber Schall –
Ich bin ein Fremdling überall
Wo bist du, mein gelobtes Land?
Gesucht, geahnt und nie gekannt,
Das Land, das Land so hoffnungsgrün
Das Land, wo meine Rosen blühn.
Wo meine Träume wandelnd gehn
Wo meine Toten auferstehn
Das Land, das meine Sprache spricht,
und alles hat, was mir gebricht
Ich wandle still und wenig froh
Und immer fragt der Seufzer: Wo?
Es bringt die Luft den Hauch zurück:
Da, wo du nicht bist, blüht das Glück!
Text: Georg Philipp Schmidt von Lübeck (1807)
Musik: a) traditionell, Volksweise – b) traditionell aus Tübingen – c) Franz Schubert () – d) Zelter
Der Text „Des Fremdlings Abendlied“ steht zuerst in Beckers Taschenbuch zum Geselligen Vergnügen für 1808. Mit Musik von Herrn Zelter . Später mit verändertem Text wie oben und unter der Überschrift: „Der Wanderer“ in Schuberts Komposition berühmt geworden. Der Text liest sich wie ein Gegenlied gegen das zwei Jahre zuvor entstandene Ubi bene ibi patria ( Wo es mir gut geht, ist mein Vaterland ) –
in Als der Großvater die Großmutter nahm (1885) – Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895)