Ich kann nicht sitzn , ich kann nicht stehn
ich muß zu meinem Schätzchen gehn
zu meinem Schätzchen muß ich gehn
und wenn ich soll vorm Fenster stehn
Wer ist denn da wer klopfet an
der mich so leis aufwecken kann
Es ist der Herzallerliebste dein
steh auf feins Lieb und laß mich ein
Ich steh nicht auf laß dich nicht ein
bis Vater und Mutter schlafen sein
stell dich ein wenig an die Wand
sie werdens nicht mehr machen lang
Ich kann nicht längr hier außen stehn
ich seh die Morgenröth angehn
die Morgenröth zwei helle Stern
bei meim Feinsliebchen wär ich gern
Sie stand wohl auf und ließ ihn ein
sie hieß ihn auch willkommen sein
sie reicht ihm ihr schneeweiße Hand
da fing sie bald zu weinen an
Weine nicht weine nicht mein Engelein
übers Jahr sollst du mein eigen sein
mein eigen sollst du werden gwiß
sonst keine die auf Erden ist
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Mit Anmerkungen und drei Melodien in Deutscher Liederhort (1856, Nr. 126: „Fenstergang“) und Liederhort II (1893, Nr. 816a)
Anderer Schluß aus Franken: (siehe unten)
Und wenn der Himmel wär Papier
und jeder Stern ein Schreiber wär und schrieben all mit tausend Händ
sie schrieben doch der Liebe kein End
Anmerkungen zu "Ich kann nicht sitzen ich kann nicht stehn (Fenstergang)"
Der Text: vielfach mündlich aus dem Hessen – Darmstädtischen , Brandenburg , aus Schlesien , Franken , Thüringen ..
Die erste Melodie mündlich aus Anhalt-Köthen (Baasdorf ) und dem Oderbruch ( Groß-Neuendorf ), die zweite aus Klopschen ( Schlesien ), die dritte aus Perleberg ( Prignitz ). Es muß bemerkt werden, dass dieses Lied öfters nach der Melodie von Auf dieser Welt hab ich kein Freud gesungen wird. Auch greifen beide Texte nicht selten in einander über.
Aus Schlesien. (Klopschen):
Mündlich, aus der Prignitz. (Perleberg):
Abweichungen im Text
Textvarianten:
1: Der Monde der scheint hell und schön , ich werd zu meinr Herzliebsten gehn, zu meinr Herzliebsten unter die Wand und klopfen an mit leiser Hand ( Meinert S 46)–
1,1: sist Zeit sist Zeit zum Schlafengehn, ich will zu meinem Schätzlein gehn —
1,2: will vor erst zu meinem Schätzchen gehn —
1,3: zu meinem Schätzchen an die Wand , da klopf ich an mit leiser Hand —
1,4: und sollt ich vor der Türe stehn —
2,1: Wer ist denn draußn — wer ist denn der da klopfet an —
2,4: Es ist ja dein allerliebster Schatz der dich so leis erwecket hat —
2,4: steh auf mein Schatz (Kind) und laß mich ein —
3,2: bis Vater und Mutter zu Bette sein — mein Vater der ist nicht derheim —
3,3: du mußt ein wenig stille stehn , bis Vater und Mutter schlafen gehn —
3,3: wenn Vater und Mutter zu Bette sein , so steh ich auf und laß dich ein —
4,1: Soll ich denn nun noch länger stehn, ich seh die Morgenröt hergehn ( aufgehn), dazu zwei lichte Sternelein, steh auf feins Lieb und laß mich ein ( Bergliederbüchlein 1740. S. 54) —
4,4: bei meim schön Schätze schlaf (schlief) ich gern — bei meinem Schatz da wär ich gern —
5,1: Da stund sie auf und ließ mich ein, sie hieß mich schön willkommen sein —
5,2. in ihrm schneeweißen Hemdelein, und als sie ihm hatt aufgetan ,da fing sie bald zu weinen an —
6,2: aufs Jahr sollst du … —
6,3: mein eigen sollst du werden allhier auf dieser Erden —
6a: Ich wollt daß alle Felder wären Papier und alle Studenten schrieben hier, sie schrieben ja hier die liebe lange Nacht, sie schrieben uns Beiden die Liebe doch nicht ab ( Wunderhorn III , 107) —
Diese Strophe ist der Lieblingsschluß vieler Volkslieder. Vgl z B Liederhort S 12, Meinert : Volkslieder aus dem Kuhländchen S 253 — Wunderhorn IV 138 — Simrock Volkslieder S. 650 – Bragur I 275 – Talvj : Versuch einer geschichtlichen Charakteristik der Volkslieder S 450 ( Serbisch und neugriechisch) usw. —
Die im Wunderhorn B III S 80 vorkommenden Schlußstrophen: „Ich zieh in Krieg auf grüne Heid“ und „Ein Bildchen laß ich malen mir“ sind von den Herausgebern desselben neu hinzugedichtet . Derselbe unechte Schluß ist später übergegangen in O. L. B. Wolff : Halle der Völker B II S 198 und in viele neuere Volksliedersammlungen Vgl z B Simrock S 292
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