Ich hört ein Fräulein klagen
Fürwahr ein weiblichs Bild
Ihr Herz wollt ihr verzagen
Nach einem Ritter mild
Sprach sich die Frau mit Lüste
Er liegt mir an der Brüste,
Der mir der Liebest ist
Die zwei die täten rasten
Nit gar ein halbe Stund
Der Wächter ob den Kasten
Den hellen Tag verkundt
Er tät sein Hörnlein schellen;
Frau, wecket euren Gsellen!
Wann es ist an der Zeit
So wollt ich gerne wecken
Den Allerliebsten mein
Ich sorg, ich tun erschrecken
Das junge Herze sein
Er ist meins Herzen ein Gselle,
Er sei gleich wo er wölle
Wie gern ich bei ihm wollt sein!
Ach Scheiden immer Scheiden,
Wer hat dich (doch) erdacht?
Du hast mein junges Herze
Aus Freud in Trauren bracht
Du hast mein junges Herze
Aus Freuden bracht in Schmerzen
Ade! ich fahr dahin! —
Das Fräulein sprach mit Lüsten
Er liegt an meinen Brüsten
der Allerliebste mein
Aus vorstehender Melodie ist offenbar der Protestantische Choral: „Herr Christ der einig Gotts Sohn“ (zuerst 1524 in Walther’s Gesangbuchc) hervorgegangen. Zum Vergleich stehe hier die Notation desselben.
Melodie und untergelegte Strophe bei Forster III, 1549, Nr. 61. Text von 4 Str. aus der Heidelerger Handschrift 343, Bl. 110, daher auch Uhland Nr. 87, beste Lesart. Bei Forster etwas abweichend. Im Wunderh. I. 318 (1806) ein entstelltes, halb albernes Reimwerk („Das große Kind“ überschrieben), das Goethe „Höchst süß“ bezeichnet. Die erste Strophe aus Forster, das übrige Zutat der Herausgeber und dafür als Quelle „mündlich“! Die neue Ausgabe bringt dafür Uhland’s Text. —
Erklärungen:
1,2 Fürwahr das Bild eines Weibes.
2, 3 Kasten, der Raum unterm Dache des Hauses, sonst auch Boden und Speicher genannt- das fl. Bl. liest Zimmer.
2, 5 schellen, schallen lassen.
2,7 wann, in älterer Sprache wande, wenne, wenne = denn.
4. Diese Schlußstr. schließt auch das Lied „Der Mond der sleht am höchsten“ (Uhland 86). Bei Forster heißt der Schluß:
Wir zwei müssen uns scheiden
Gegen den lichten Tag.
Ach Scheiden, immer Scheiden
Wer hat dich doch erdacht?
Muß ich mich von dir scheiden,
Gschicht meim Herz groß Leiden:
Alde zu guter Nacht.
Die Melodie dieses Tageliedes ist offenbar Vorlage des Protestantischen Chorals: „Herr Christ der einig Gotts Sohn" (zuerst 1524 in Walther's Gesangbuche):
"Ich hört ein Fräulein klagen" in diesen Liederbüchern
Abdruck Altdeutsches Liederbuch 117. — Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 31 verstümmelt, daher Gödeke und Tittmann S. 81. — Fl. Bl., Anfang des 16. Jahrh. K. Bibl., Berlin: Altd. Gedichte I, Libr. impr. rar. Fol. 115, das. II, 31; kältester, aber nicht bester Text von 6 Str) — Bergkreyen 1536, Nr. 53 stimmt ziemlich mit dem fl. Bl. — Noch spätere fl. Bl. kannte Uhland (s. dessen Quellangaben im III. Bd). — Im Bergliederbüchlein 1740, Nr. 162 verwilderter Text von 3 Strophen. —
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