Ich hatte einen schönen Traum
Von einem grünen Buchenbaum
Der Traum, der war so lang und breit
Wie eine kleine Ewigkeit
Ich ging allein im grünen Wald
Viel Brommelbeeren fand ich bald
Ich hab‘ mich auf und ab gebückt
Die Brommelbeeren abgepflückt
Mein Herz auf einmal stille stand
Das Körblein fiel mir aus der Hand
Ich hörte singen den gold’nen Hahn
Der kündet junges Sterben an
Was fang‘ ich an in meiner Not?
Ich höre meinen eig’nen Tod
Wer den gold’nen Hahn hört ganz allein
Sein Grab wird bald gegraben sein
Du junges, junges Jägerblut
Nimm mich in deine treue Hut
Die Brommelbeeren im Körbelein
Die soll’n dir nicht verwehret sein.
Die Brommelbeeren will ich nicht
Du allerliebstes Angesicht
Will küssen deinen roten Mund
Im grünen Wald eine Viertelstund
Eine Viertelstund‘ ist nicht lang noch breit
Es ist ja keine Ewigkeit
Küß ihn ein Stündlein oder zwei
Und wenn du willst, noch lieber drei
Da stand ein grüner Buchenbaum
Da hatt‘ ich einen schönen Traum
Drei Stündlein lang, drei Stündlein breit
Und durch und durch voll Süßigkeit.
Im grünen Wald der goldne Hahn
Der singt und singt, soviel er kann
Sing du nur hin, sing du nur her
Ich fürchte mich kein bißchen mehr
Text: Hermann Löns (1911, „Der kleine Rosengarten“)
Musik: Hermann Engel
in Das Löns-Liederbuch (1920)