Ich habe in deutschen Gauen
manch traulichen Winkel gesehen
Doch was ich auch draußen mocht schauen
Mein Marburg, wie bist du so schön
Gern denk ich im Mai jener Stunde
Wie ward mir so eigen zu Mut
Bald sang ich mit lachendem Munde
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut
Am Berge ihr lauschen Fleckchen
Ihr Giebel versonnen, verträumt
Leis murmelt der Brunnen am Eckchen
Vom Schimmer des Mondlichts umsäumt
Auf heimlichen Treppen und Stufen
Auf Turm und Gemäuer es ruht
Ich musst in die Maiennacht rufen
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut
Sah früh von des Schloßhofes Runde
Hoch über die Dächer ins Land
wo rings durch die Auen im Grunde
die Lahn fließt ihr silbernes Band
Und feierlich wogte im Tale
der Glocken tiefdröhnende Flut
Verklingend im Dankeschorale
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut
Bin froh durch die Wälder gezogen
als Füchslein mit Laute und Stab
Dem Bursch war manch Mädel gewogen
die Gassen bergauf und bergab
Im Herzen ein Schwingen und Singen
daß heißer mir wallte das Blut
Die Mützen empor und die Klingen
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut
Und bin ich ein alter Geselle
und bleichte die Zeit mir das Haar
So such ich noch einmal die Stelle
wo damals so glücklich ich war
Seh still auf das alte Nest nieder
und schwing dann jungselig den Hut
Stimm ein in das Lied aller Lieder
Alt-Marburg, wie bin ich dir gut
Text und Musik: Otto Janson (1927)