Ich habe den Frühling gesehen
ich habe die Blumen begrüßt
Der Nachtigall Lieder gelauschet
ein himmlisches Mädchen geküßt
Hört ihr die Glocke, sie läutet zur Ruh
Läute nur, läute nur zu, läute zur seligen Ruh
Der liebliche Lenz ist entschwunden
die Blumen sind alle verblüht
Ins Grab ist mein Liebchen gesunken
verstummt ist der Nachtigall Lied
Hört ihr die Glocke, sie läutet zur Ruh
Läute nur, läute nur zu, läute zur seligen Ruh
Der Frühling, er kehret einst wieder
die Blumen blühn all wieder auf
die Nachtigall singt ihre Lieder,
mein Liebchen wacht nicht wieder auf
Hört ihr die Glocke, sie läutet zur Ruh
Läute nur, läute nur zu, läute zur seligen Ruh
Dort liegt sie mit Erde bedecket,
und Blumen ihr blühn auf dem Grab.
Ach, könnt ich sie wieder erwecken,
die einstens die Rose mir gab!
Hört ihr die Glocke, sie läutet zur Ruh
Läute nur, läute nur zu, läute zur seligen Ruh
O Vater o Vater dort oben
du síehest von oben herab
und alles was lebet auf Erden
das findet von selber sein Grab
Hört ihr die Glocke, sie läutet zur Ruh
Läute nur, läute nur zu, läute zur seligen Ruh
Text: Verfasser unbekannt
Musik: Gleiche Melodie wie : Dort sinket die Sonne im Westen – bzw. „Süßer die Glocken nie klingen„!
Das Lied wurde aber auch – in Variationen – auf ein andere Melodie gesungen, siehe diese Fassung
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 739a, mündlich aus Thüringen um 1850: „Das Liebchen im Grabe“)
„Das Lied mag um 1830 entstanden sein, war erst volkstümliches Kunstlied, das sehr viel Verbreitung fand und vom Volke vom Elsaß bis Pommern zurecht gesungen wurde.“, schreibt Böhme im Liederhort, erwähnt aber nicht „Süßer die Glocken….“, das seit etwa 1830 auf obige Melodie gesungen wird. Kannte Böhme das Lied nicht oder meint er dieses mit „Volkstümliches Kunstlied“?
Böhme bringt unter Nr. 739b dann noch eine weitere Variante des Textes mit vier Melodien, davon die letzten beiden im 4/4-Takt. Die ersten beiden – im 3/4-Takt wie oben – scheinen eher zu obiger Variante zu gehören, siehe weiter unten.
Von diesem Lied gibt es auch eine „Heldenhafte Durchhaltefassung“ aus dem Ersten Weltkrieg
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Liebeskummer, Trauerlieder
Liederzeit vor 1830 - Zeitraum: 19. Jahrhundert: Volkstümliches Lied
Stichwort: Nachtigall • Orte: Thüringen, Wetterau
Geschichte dieses Liedes: Dort sinket die Sonne im Westen
Anmerkungen:
Text: a) nach einem fliegenden Blatt , gedruckt zu Schönebeck bei Magdeburg, b) Fliegendes Blatt o. O. u. J. (um 1830—1849). c) Handschriftliches Liederbuch eines Soldaten (1850). Die Melodie mündlich aus Thüringen um 1850. Sie gehörte ursprünglich zum Lied „Dort sinket die Sonne im Westen“ von diesem Texte ist auch der Refrain herübergenommen.
Bei Silcher (11. Heft Nr. 2) ist der Text überarbeitet (bloß 1— 3 hier ähnlich) und die Melodie dazu von Silcher komponiert. — Bei Mündel, Els. VL. Nr. 125 bloß die Anfangsstrophe und daran gesetzt Strophen aus dem Liede „Ach Mädchen nur einen Blick.“ —
In zahlreichen Varianten überliefert:
- 3. Der liebliche Lenz kehret wieder …
zusätzliche Strophe nach „Dort lieget sie mit Erde bedecket:
- Dort liegt sie bei vielen Millionen
sie ist ja so weit von mir entfernt
geschmücket mit vielen Kronen
ewig, ewig im himmlischen Zelt - Ach himmlischer Vater dort oben
du hast mir entrissen die Braut
es gibt ja der Mädchen so viele
aber keines wie sie mir vertraut - Zusätzliche Schußstrophe:
Und kehret der Frühling auch wieder
die Rosen blühen mir nicht
Die Nachtigall singt ihre Lieder
Feinsliebchen höret sie nicht
Zweite Melodie:
Dritte Melodie:
Ähnliche Lieder:
In diesen Büchern:
„Das Lied findet sich schon um 1840 auf einem fliegenden Blatt verlegt bei Trowitzsch und Sohn in Frankfurt a. d. Oder. Außerdem sind vier Strophen in dem Roman »Der Zigeuner.baron« enthalten, der 1848 bei Heydes in Frankfurt am Main erschien und für den als Verfasser Otto Glaubrecht zeichnet. Glaubrecht ist das Pseudonym für den Pfarrer Rudolf Ludwig Oeser zu Lindheim in der Wetterau (1807-1859).§ (Angaben nach R. A. Stemmle in „Traurig aber wahr (1931)
u. a. in: — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Deutsches Lautenlied (1914) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Traurig aber wahr (1931) — Wie´s klingt und singt (1936)
Andere Fassung der zweiten Strophe:
Der liebliche Lenz ist entflohen / verblühet die Blumen all
das Mädchen ins Grab ist gesunken / verstummet die Nachtigall
Andere Fassung der vorletzten Strophe:
Du himmlischer Vater da droben / du nahmst mir mein Liebchen so früh
es gibt ja der Mädchen so viele / aber keine, aber keine wie sie
Andere Fassung der letzten Strophe:
Was ist doch der Mensch hier auf Erden / wie eine Blume so fällt er ab,
Da kommt ein rauher Wind gezogen / und stürzt uns alle in das Grab.