Ich ging einstmal über den Kirchhof her
da hört ich weinen und jammern so sehr
was sollt ich zu nächtlicher Stunde sehn
eine arme Seele über die Gräber gehn
Sie tat sich senken bis auf ein Grab
sie rief mit zitternder Stimm herab
„O Leib komm heraus verantworte dich
ich hab eine große Klage an dich“
„Wer ist denn da draußen der meiner begehrt
der mich kommt rufen wohl aus der Erd?“
„Eine arme Seel, die vor acht Jahren
aus deinen Gliedern ist ausgefahren“
Da hebt sich der schwere Leichenstein
es steigt aus dem Grabe ein weiß Gebein
der modernde Leib gar bald und schnell
und stellt sich hin vor die arme Seel
„Wenn ich dich hab zum Beten bewegt
so hast du dich zum Schlafen gelegt
zum Arbeiten warst du viel zu faul
Verduß triebst du mit deiner Maul
Wenn die andern Leut zur Kirche taten gehn
so gingst du vor den Spiegel hin stehn
du kämmtest dein Haar und ziertest dein´n Leib
das war für Sonntags dein Zeitvertreib
Erst wenn die Messe zur Hälft war aus
dann kamst du in das Gotteshaus
das Niederknien war dir ein Verdruss
du triebst nichts mehr als Sündenlust
Du lebst nur nach Bequemlichkeit
und dachtest nicht an die Ewigkeit
drum gab ich die Schuld dir ganz allein
daß ich muß leiden groß Qual und Pein
Im Tal Josaphat am jüngsten Tag
da will ich führen große Klag
alsdann wird angehn auch dein Leid
du wirst brennen in Ewigkeit
Und wenn von Papier der Himmel wär
und jedweder Stern ein Schreiber wär
und jeder Schreiber hätt sieben Händ
beschrieben sie der Höllenqual kein End“
Der Leib antwortet: „Du seist verklagt
du warst die Frau und ich nur die Magd
du trägst auch mit mir die Sündenlast
weil du mich zum Bösen geführet hast“
Die Seele wollt da noch widersprechen
da tät der Morgenstern anbrechen
St. Petri Vogel tät dreimal krähn
da waren beide nichr mehr zu sehn
Text und Musik: anonym –
in Eifler Volkslieder (1929 , Volkslieder aus der Eifel )
Von diesem Lied wurde auch eine Version ( als Fragment) in Lothringen aufgezeichnet