Ich bin einmal Rekrut gewesen
Jetzt ist die Zeit schon aus
Jetzt geh ich voller Freuden
Zu meinem Maderl (meiner Mutter) z´Haus
Und wie i z´ Haus bin kumma
Zu meines Madels Tür
Mein Madl kennt mich nimmer
Das stell ich mir schon für
Jetzt tritt ich hinein ins Haus
Und halt mich halt schön grad
´s Madl kennt mich nimmer
Sagt immer: Herr Soldat
„Ja, Madl, kennst mi nimmer
Kennst du mich nimmer mehr?
Ich komm jetzt aus Italien
Mit Abschied grad daher.““
Ja, Karl,“ sagt mein Madl
„Bist du einmal selbst da
Dein schöner blonder Schnurrbart
Der steht dir so gut an.“
„Bist g´wachsen wie a Kerzen
Und hast an schönen Leib.“
„Ja, Karl,“ sagt mein Madl
„Mit dir hab’ ich mein Freud’!“
„Ja, Karl,“ sagt mein Vater
„Komm her, laß reden mit dir
Dein Abschied hab’ ich g´lesen
Als braver Unteroffizier
Du hast dich treu verhalten
Bei deinem Regiment
Jetzt geb ich dir die Schlüssel
Und a Wirtschaft bis zum End.“
Sag ich zu meinem Madl
„Magst werden jetzt mein Weib?“
Da sagt´s: „Mein lieber Karl
Das wär mein größte Freud!“
Ich kommandier mein Weibchen
Halb links, halb rechts, grad aus!
Jetzt fragt´s: „Mann, was treibst da?“
Und kommt ihr´s Lachen aus
Jetzt liegen wir beisammen
Bei Tag und bei der Nacht
Mein Vater hat´s mir erlaubt
Weil ich den Abschied hab
Die Front herstellen! Kehrt euch
Und fällt das Bajonett!
Sie schauet auf die Spitze
Ob er ganz waagrecht steht
Jetzt fragt´s: „Was soll man machen
Daß dir die Zeit vergeht?
Das Exerzieren kannst du
Sakrisch guat im Federbett!“
Text und Musik: Verfasser unbekannt – handgeschriebenes Liederbuch des Johann Hutter vom K. und K. Infanterieregiment Nr. 59, Erzherzog Rainer, aus dem Jahre 1873. Emil Karl Blümml , Wien . –
in: Erotische Volkslieder aus Deutschland (1910)