Ich bin ein Preuße (Preußenlied)

» ,

Ich bin ein Preuße (Preußenlied)

Ich bin ein Preuße! Kennt ihr meine Farben?
Die Fahne schwebt mir weiß und schwarz voran
daß für die Freiheit meine Väter starben
das deuten, merkt es, meine Farben an.
Nie werd´ ich bang verzagen
und, wie jene will ich´s wagen
Sei´s trüber Tag, sei´s heitrer Sonnenschein
ich bin ein Preuße, will ein Preuße sein!

Mit Lieb´ und Treue nah ich mich dem Throne
von welchem mild mein Vater zu mir spricht;
und wie der Vater treu mit seinem Sohne
so steh ich treu mit ihm und wanke nicht.
fest sind der Liebe Bande:
Heil meinem Vaterlande!
Des Königs Ruf dringt in das Herz mir ein:
ich bin ein Preusse, will ein Preusse sein!

Nicht jeder Tag kann glühn im Sonnenlichte
ein Wölkchen und ein Schauer kommt zur Zeit;
drum lese keiner mir es im Gesichte
dass nicht der Wünsche jeder mir gedeiht.
Wohl tauschten nah und ferne
mit mir gar viele gerne.
Ihr Glück ist Trug und ihre Freiheit Schein
ich bin ein Preusse, will ein Preusse sein!

Und wenn der böse Sturm mich wild umsauset
die Nacht entbrennet in des Blitzes Glut –
hat’s doch schon ärger in der Welt gebrauset
und was nicht bebte, war des Preussen Mut.
Mag Fels und Eiche splittern
ich werde nie erzittern
Es stürm‘ und krach, es blitze wild darein:
ich bin ein Preusse, will ein Preusse sein!

Wo Lieb‘ und Treu‘ sich so dem König weihen
wo Fürst und Volk sich reichen so die Hand,
da muss des Volkes wahres Glück gedeihen
da blüht und wächst das schöne Vaterland.
So schwören wir aufs neue
dem König Lieb‘ und Treue!
Fest sei der Bund! Ja, schlaget mutig ein:
wir sind ja Preussen, lasst uns Preussen sein!

Text: Dr. Bernhard Thiersch (1830)
Musik: August Neithardt (1832), vorher auf „Wo Mut und Kraft in deutscher Seele flammen“ von 1815

Im Prinzip ein Gegenlied gegen die deutsche Einheitsbewegung im Vormärz . Interessanterweise etwa zeitgleich entstanden wie Denkst du daran mein tapferer Lagienka, das die polnische Unabhängigkeitsbewegung ehrt. „Ich bin ein Preuße“ hingegen nimmt das Deutsche Kaiserreich vorweg, die Einigung Deutschlands unter der Führung Preußens. Daher auch die betonte Einigkeit , der Lieb- und Treue-Schwur auf den König, zwei Jahre vor dem Hambacher Fest!


CDs und Bücher mit Ich bin ein Preuße (Preußenlied):

Anmerkungen zu "Ich bin ein Preuße (Preußenlied)"

Gedicht von Bernhard Thiersch, Gymnasiallehrer in Halberstadt, 1830. Das Lied wurde dort in der Harmoniegesellschaft zuerst am Geburtstage des König Friedrich Wilhelm III am 3. August 1830 gesungen und zwar nach der Melodie „Wo Mut und Kraft in deutscher Seele flammen“. Die eigene Melodie wurde von August Neithardt 1832 komponiert und mit dieser neuen Melodie wurde das Preußenlied durch den Hofopernsänger Zschiesche in einem Hofkonzert zu Potsdam, vorher auch in der von Blücher gegründeten Brandenburgischen Gesellschaft in Berlin, vorgetragen. Text im Liederbuch der Loge Royal York: „Gesänge des Ernstes und der Freude“, Berlin 1833, S. 38. Vergl. Zeitschrift „Daheim“, 1894, Nr. 29, S. 478

Zusatzstrophe 1851:

Des Preußen Stern soll weithin hell erglänzen
des Preußen Adler schweben wolkenan
des Preußen Fahne frischer Lorbeer kränzen
des Preußen Schwert zum Siege brechen Bahn.
Und hoch auf Preußens Throne
im Glanz von Friedrichs Krone
Beherrsche uns ein König stark und mild
Und jedes Preußen Brust sei ihm ein Schild!

In manchen Liederbüchern ist hinter „Preuße“ in Klammern noch „Deutscher“ gesetzt, z.B. in „Es braust ein Ruf (1914)“. Dieses Lied war in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der achten Klasse vorgeschrieben ( Zentralblatt der preußischen Regierung von 1912). Das auch in Soldatenliederbüchern weit verbreitete Lied diente dabei der Kriegserziehung im Kaiserreich .

Mehr zu Ich bin ein Preuße kennt ihr meine Farben

"Ich bin ein Preuße (Preußenlied)" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) – Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) — Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Liederbuch Postverband (1898) — Es braust ein RufVorbereitungen auf die Gesangstunde (1911) — Kriegsliederbuch für das Deutsche Heer (1914) — Was die deutschen Kinder singen (1914 , Ich bin ein Deutscher….) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) —