Ich bin ein junges Weibchen
habe einen alten Mann /
schön zart bin ich von Leibchen
das sieht man mir wohl an
Schneeweiß sind meine Brüste
mein Mund ist rosenrot
und wenn das mancher wüsste
der küsste mich zu Tod
Was hilft das Karessieren
wenn man nicht lieben kann
meine Zeit muß ich verlieren
bei einen alten Mann
Ich lieg im Bett und schwitze
doch er, er bleibt eiskalt
Er hat halt keine Hitze
er ist halt viel zu alt
Ich lass ihm täglich holen
denn allerbesten Wein
er hat ja keine Gefühle
in Adern, Mark und Bein
Ich lieg im Bett und spiele
an seinem Schneckenhaus.
Er hat halt keine G´fühle:
der Schneck will nicht heraus
Ich koch ihm täglich Eier
und Selleriesalat
es bleibt die alte Leier
er steht ihm nimmer grad
Manchmal hat er den Willen
und stellt sich wie ein Held
kommt’s aber zum Erfüllen
so ist´s gar schlecht bestellt
Er wird darüber böse
und zeigt mir den Verdruss
gibt mir nur leere Stöße
die ich belachen muss
Drum Mädchen, lasst euch raten
Nehmt keinen alten Mann
Viel lieber einen jungen
der´s euch besorgen kann
Text: Verfasser unbekannt –
Musik: Mehrere Melodien sind überliefert, auch auf die Melodie von „O Cara Mamma Mia“ aus Neapel, auf die auch andere Lieder gesungen werden. Eine weitere Fassung mit einigen neuen Strophen.
Zusammengestellt aus den verschiedenen seit Mitte des 18. Jahrhunderts kursierenden Fassungen Vermutlich ist es kein „Frauenlied“, sondern das Lied eines jungen Mannes ohne Hab und Gut, der gegenüber einem älteren Mann mit Reichtümern andere Vorzüge zur Geltung bringen wollte. (Lied vom Selleriesalat)
Darauf verweist auch, daß “ die Liedersammlung Nützel “ II Nr. 366 zwei Männer als Gewährsleute für dieses Lied nennt, einmal den Hausweber Johann Rausch am 20.5.1933 in Helmbrecht und den Landwirt Thomas Kreil in Förstenreuth.
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Ehelieder, Erotische Lieder, Frauenlieder
Liederzeit vor 1750 - Zeitraum: 18. Jahrhundert: Volkslieder
Stichwort: Eier • Schnecke • Sellerie • Orte: Nieder-Österreich
Geschichte dieses Liedes: O Cara Mamma Mia, Selleriesalat
Anmerkungen:
Bis heute ist es als Lied vom „Selleriesalat“ weithin populär geblieben. Ein inhaltliches Pendant zu diesem Lied sind die zahlreichen Witze zum Thema „alter Mann und. junge Frau“, die wiederum mit spätmittelalterlichen Schwankerzählungen eng zusammenhängen: ein unsterbliches Thema also.
Textvarianten:
Variationen der Strophen von „Ich bin ein junges Weibchen“ bzw. „Der Selleriesalat“
Strophe 1:
Ich bin ein junges Weibchen / und hab ein alten Mann
er kann mir nicht mehr helfen / er kann mir nicht mehr an
(Liedersammlung Nützel II Nr. 366)
„ich wär so zierlich am Leibe / das sieht mit wohl jedermann an“
(Blümml)
Strophe 2:
und wenn es jemand wüsste / der liebet sich zu Tod
(Handschrift Anton Meixner S. 65)
Strophe 3
„Karessieren“ fehlt bei Nützel
Strophe 4:
Wenn ich im Bett tu schwitzen / so ist er eisenkalt
Er hat ja keine Hitze(n), das macht´s er ist zu alt
(Handschrift Anton Meixner s.o., Nützell Str. 7)
Strophe 5:
Ich lass ihm täglich holen….
fehlt bei Nützel
Strophe 6:
Und wann ich ihm tu spielen / an seinem Schneckenhaus
Der Schneck hat kein Gefühle / der Schneck will nicht heraus
(Handschrift Anton Meixner s.o., dort als Strophe 7, bei Nützel Nr. 4)
Strophe 7
Ich koch ihm täglich Eier / auch Zeller und Salat
es ist die alte Leier / zum Lieben ist er zu alt
(Handschrift Anton Meixner s.o., dort als Strophe 5)
Ich koch ihm täglich Eier / und Selleriesalat
es bleibt die alte Leier / er steht ihm nimmer grad
(bei Nützel Nr.3)
„Ich koch ihm Schokolade und Sellerie-Salat
dennoch bleibt er malade und ist im Lieben matt“
(Sechs lustige Arien und Lieder, Flugschrift 19. Jhd)
„… und Gurken zum Salat“
(Blümml)
Strophe 8:
Manchmal hat er den Willen…
(nur bei Nützel ! Strophe 5)
Strophe 9:
Darüber wird er böse / und zeiget mir Verdruß
er gibt mir leere Stöße / die ich beweinen muß
(Handschrift Anton Meixner s.o., Strophe Nr. 8, „die ich belachen muß, Nützel, Strophe 6)
Strophe 10:
Ihr Mädchen, lasst euch raten / heirat´s kein alten Mann
viel lieber ein´ Soldaten / der euch brav lieben kann
(Handschrift Anton Meixner s.o., Strpphe Nr. 9,
oder : „der´s exerzieren kann“ bzw. „Viel lieber einen jungen / der´s euch besorgen kann“ Nützel Str. 9)
„… einen jungen Soldaten / der euch ernähren kann“
(Blümml)
Weitere Strophe bei Nützel aus Sicht des „alten Mannes“, Landwirt Thomas Kreil , Förstenreuth
Sie tut mir täglich spielen
an meinem Hosenknopf
Was hilft mich all ihr Spielen
Ich bin ein armer Tropf
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In diesen Büchern:
u.a. in: Handschrift Anton Meixner (Graz Steiermark, ca. 1840,) — Weitere Fassung in: Sechs lustige Arien und Lieder . Das Dritte. Gedruckt im Winter. (Flugschrift des 19. Jhs., DVA Bl. 2448.) – Emil Karl Blümml, Schamperlieder (1908, aus Braunsdorf und Goggendorf, Ober-Hollabrunn, Nieder-Österreich, mit eigener Melodie) — Liedersammlung des Christian Nützel II Nr. 366 (A 163401, um 1930 aufgezeichnet) — Melodie: DVA A 145 404 aus Nemetker-Kremling , Ungarn , Aufzeichnung von Prof. Karl Horak, 1935. – Erotische Lieder aus 500 Jahren (1979)