Ich bin ein deutscher Jüngling
Mein Haar ist kraus, breit meine Brust
Mein Vater war ein edler Mann
ich bin es auch
Wenn mein Aug Unrecht siehet
sträubt sich mein krauses Haar empor
Und meine Hand schwellt auf und zuckt
und greift ans Schwert´
Ich bin ein deutscher Jüngling
beim süßen Namen „Vaterland“
Schlägt mir das Herz
und mein Gesicht wird feuerrot
ich weiß ein deutsches Mädchen
Ihr Aug ist blau, und sanft ihr Blick
und gut ihr Herz
und blau, o Hertha, blau ihr Aug
Wer nicht stammt von Thuiskon
Der blicke nach dem Mädchen nicht
Er blicke nicht
Wenn er nicht von Thuiskon stammt
Denn ihres blauen Auges
soll sich ein edler Jüngling freun
Sie soll geliebt, soll eines edlen Jünglings sein
Ich bin ein deutscher Jüngling
und schaue kalt und kühn umher
ob einer sei
der nach dem Mädchen blicken will
Text: Matthias Claudius – (Seitenstück zu „Ich bin ein deutsches Mädchen„)
Musik: J. A. P. Schulz –
in Die Volkslieder der Deutschen (1834)
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :Böhme schreibt mehr als hundert Jahre später: „Das ist kein volkstümliches Lied, sondern nur Deklamation eines patriotischen Gedankens in gehobener Sprache nach einer absonderlichen gesuchten Versform ohne End- und ohne Stabreim. Die ärmliche Tonweise dazu kann weder dem Künstler noch dem Volkssänger genügen.“ (Böhme, in: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)
Liederthema: Deutschlandlieder und Vaterlandsgesänge
Liederzeit vor 1790 - Zeitraum: 18. Jahrhundert: Volkstümliches Lied
Stichwort: Geschichte dieses Liedes: Klopstocks Vaterlandslied