Ich bin durch Fräuleins Willen
geritten so manchen Tag
So bitt ich euch, edles Fräulein
was habt ihr euch bedacht ?
Habt ihr mich Willen zu nehmen
so verheißt mirs bei der Zeit?
Ich soll und muß von hinnen
ei du schönes mein Lieb !
mir g’liebt ein anders Weib.
Liebten dir die andre Weiber
So kehr dich weit von mir!
Nun sprechen sich die Leute,
Wie ich die Schönste sei
Das Lob will ich behalten
Meinem feinen Buhlen allein
Aus frischem freiem Gewalte
Ei, du schönes mein Lieb!
Deins eigen will ich sein.“
Zart Frau, ich Hab gescherzet,
Ist mir von Herzen leid.
Ich bin durch eurent Willen
Geritten so manche Zeit
Des sollt ihr mich, zart Fraue
Allzeit genießen lan!
Tut euer Herz aufschließen
Schließt mich darein,
Herzallerliebste mein!
Er nahm sie bei der Hände
Bei ihr schneeweißen Hand
Er führt sie an ein Ende
über ein schmalen Gang
Wohl in ein Kämmerlein finster
Da lag der Held und schlief
Der Wächter an der Zinnen —
O schönes mein Lieb!
Den hellen Tag anblies.
Leit jemand hie verborgen
Der heb sich bei der Zeit
Daß ihn die Leut nit spüren
Wol bei dem schönen Weib
Die Morgenröt tut her dringen
über Berg und tiefe Tal,
Die kleinen Waldvögelein singen –
Ei, du schönes mein Lieb!
Darzu Frau Nachtigall.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 811 „Ei du schönes mein Lieb“
Text aus: Bergkreyen 1536, Nr. 45. — Fl. Bl. Mitte des 16. Jahrh.: Drey schöne lieder (das 2.) Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 101 – Uhland 81. Graßliedlin 1535. Nr. 9.
Melodie im Liederbuch von 68 Liedern. Nürnberg, Berg und Newber (um 1550) Nr. 20. Dort bloß die ersten 3 Strophen, Ich gebe Erk’s Redaktion. Dieselbe Mel. etwas abweichend in Souterliederkens 1540, Ps. 36: Ick heb om vrouven ville ghereden so menighen dag