Ich bin der Lumpenmann
Das seht ihr mir wohl an
Ich kaufe Lumpen nach der Dicke
Nach der Dünn und nach der Länge
Drum geh ich von Haus zu Haus
ruf aus vollem Halse raus:
Lumpen! Lumpen!
Die Leute sagten mir:
In diesem Hause hier
da gab‘ es Lumpen nach der Dicke
nach der Dünn und nach der Länge
Lumpen ganze Centner schwer
darum komm ich zu euch her
Lumpen! Lumpen!
Ich sehe nun gar wohl,
an Lumpen ist’s hier voll.
Doch weiß ich nicht bei meiner Seele,
was ich allhier für Lumpen wähle,
ihr paßt all in meinen Sack,
doch zu schwer wird mir der Pack.
Lumpen! Lumpen!
Jetzt geb ich meinen Kauf,
den Lumpenhandel auf.
Es möchten sonst die Leute sagen:
„Will der Lump nach Lumpen fragen?“
Am Ende komm ich ins Geschrei:
Daß ich selbst ein Lümpchen sei
Lumpen! Lumpen!
Text und Musik: Verfasser unbekannt –
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1792 „Der Lumpenmann“, aus dem Kreis Usingen)
auch in: Lieder der Strasse — Steinitz (1962) —
Steinitz merkt zu diesem Lied an: „Im übrigen konnte der weithin schallende Ruf der mit ihren Wägelchen durch Stadt und Dorf ziehenden Lumpensammler: Lumpen! Lumpen! in Zeiten politischer Hochspannung mit seiner Zweideutigkeit auch direkt zur Ausnutzung im Lied anregen.“