Ich bin das ganze Jahr vergnügt
im Frühling wird das Feld gepflügt
Dann steigt die Lerche hoch empor
und singt ihr frohes Lied mir vor
Und kommt die liebe Sommerzeit
wie hoch ist da mein Herz erfreut
wenn ich vor meinem Acker steh
und soviel tausend Ähren seh
Rückt endlich Erntezeit heran
dann muß die blanke Sense dran
Dann zieh ich in das Feld hinaus
und schneid und fahr die Frucht nach Haus
Im Herbst schau ich die Bäume an
seh Äpfel, Birnen, Pflaumen dran
Und sind sie reif, so schüttl´ ich sie
so lohnet Gott des Menschen Müh´
Und kommt die kalte Winterzeit
dann ist mein Häuschen überschneit
das ganze Feld ist kreideweiß
und auf der Wiese nichts als Eis
Ich habe aber guten Mut
mein warmes Bier bekommt mir gut
da wird auch mancher Span gespitzt
indess die Frau beim Rocken sitzt
Und kommt der Sonntag dann heran
zieh ich mich nett und reinlich an
und geh zur Kirch in stiller Ruh
und hör der lieben Predigt zu
Und nach der Kirche sprech ich dann
mit manchem braven Nachbarsmann
und komm ich heim so wird verzehrt
was mir der liebe Gott beschert
Dann geh ich in die Kinderlehr
und hör und lerne immer mehr
und an dem Abend les ich fein
im schönen Not und Hülfsbüchlein
So geht’s jahraus, jahrein mit mir
ich danke meinem Gott dafür
und habe immer frohen Mut
und denke: Gott macht alles gut.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
Ohne Melodie in: Mustersammlung aus deutschen Klassikern (1827, S. 104) — Potsdamer Lesebuch für preußische Schulen (1833) — Deutscher Kinderfreund für israelitische Schulen (1850, Nr. 134, S. 107, „Das Leben der Bauern“, dort als Quelle: „Potsdamer Lesebuch“) –
Ein eher religiöser Text für Sonntagsschulen, meist gekürzt um die Strophen ab „Ich habe aber guten Mut, mein warmes Bier bekommt mir gut“, dann zum Schluß wieder: „So geht’s jahraus, jahrein mit mir, ich danke meinem Gott dafür“