Ich bete an die Macht der Liebe

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Ich bete an die Macht der Liebe

Ich bete an die Macht der Liebe,
die sich in Jesu offenbart;
Ich geb mich hin dem freien Triebe,
wodurch ich Wurm geliebet ward;
Ich will, anstatt an mich zu denken,
ins Meer der Liebe mich versenken.

Für Dich sei ganz mein Herz und Leben,
Mein süßer Gott, und all mein Gut!
Für Dich hast Du mir’s nur gegeben;
In Dir es nur und selig ruht.
Hersteller meines schweren Falles,
Für Dich sei ewig Herz und alles!

Ich liebt und lebte recht im Zwange,
Wie ich mir lebte ohne Dich;
Ich wollte Dich nicht, ach so lange,
Doch liebest Du und suchtest mich,
Mich böses Kind aus bösem Samen,
Im hohen, holden Jesusnamen.

Des Vaterherzens tiefste Triebe
In diesem Namen öffnen sich;
Ein Brunn der Freude, Fried und Liebe
Quillt nun so nah, so mildiglich.
Mein Gott, wenns doch der Sünder wüßte!
– sein Herz alsbald Dich lieben müßte.

Wie bist Du mir so zart gewogen,
Wie verlangt Dein Herz nach mir!
Durch Liebe sanft und tief gezogen,
Neigt sich mein Alles auch zu Dir.
Du traute Liebe, gutes Wesen,
Du hast mich und ich Dich erlesen.

Ich fühls, Du bist’s, Dich muß ich haben,
Ich fühls, ich muß für Dich nur sein;
Nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben,
Mein Ruhplatz ist in Dir allein.
Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen;
Drum folg ich Deinen selgen Zügen.

Ehr sei dem hohen Jesusnamen,
In dem der Liebe Quell entspringt,
Von dem hier alle Bächlein kamen,
Aus dem der Selgen Schar dort trinkt.
Wie beugen sie sich ohne Ende!
Wie falten sie die frohen Hände!

O Jesu, daß Dein Name bliebe
Im Grunde tief gedrücket ein!
Möcht Deine süße Jesusliebe
In Herz und Sinn gepräget sein!
Im Wort, im Werk, in allem Wesen
Sei Jesus und sonst nichts zu lesen.

Text: Gerhard Tersteegen (um 1750)
Musik: Dmytri Bortniansky (1822)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1750 : Zeitraum:
Schlagwort:

CDs und Bücher mit Ich bete an die Macht der Liebe:

Anmerkungen zu "Ich bete an die Macht der Liebe"

Schon bemerkenswert, daß dieses Lied vom Anbeten der „Macht der Liebe“ oft in Liederbüchern für den Kriegsgebrauch abgedruckt wurde, dazu beachte man die lebensfeindliche Selbstkasteiung: „Mich böses Kind aus bösem Samen“ und „ich Wurm“…

„Mit diesen 3 ausgewählten Strophen ( 1, 5, 8) steht das Lied nebst Melodie im „Preußischen Soldatenliederbuch“, Berlin 1881. Die Melodie ist in den Preußischen Zapfenstreich aufgenommen und dadurch wahre Volksweise geworden.“ (Böhme, Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895)

"Ich bete an die Macht der Liebe" in diesen Liederbüchern

u.a. in: — Liederbuch Postverband (1898) — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Vierzig Grabgesänge (1906) — Kriegsliederbuch für das Deutsche Heer (1914) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (1921) — Kinderklänge (1921) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Lieb Vaterland (1935)