Ich armes Häselein im weiten Feld

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Ich armes Häselein im weiten Feld

Ich armes Häselein im weiten Feld
wie wird mir nach meinem Leben gestellt
Bei Tag und auch bei Nachte
da tun sie nach mir trachten
Sie stellen nach dem Leben mein
ein bin nicht ein armes..
ein armes Häselein

Ich tu ja niemand schaden gehn
ich fress ja nichts als grünen Klee
als grünen Klee und Blätterchen
die tun mich ja ersättigen
Ich lauf hinaus für mein PIäisir
und trinke das Wasser wohl für das Bier

Sobald als mich die Hunde gesehn
Da tun sie meiner Spur nachgehn
Mit Billen und mit Bellen
Da tun sie mir nachstellen
Sie stellen mir nach dem Leben mein
ei, bin ich nicht ein armes, ein armes Häselein

Der Jäger ging aus mit seinem eisernen Rohr
ei, bin ich nicht in grosser Gefahr?
Der Schuss, der ging aus
er treffet mich so wohl
So bin ich, armes Häselein
für ewig verlor´n, für ewig verlor´n

Und als er mich erschossen hat
Da bind´t er mich an das Wirtshaus an
Mit mir er tut ja prangen
Dass er mich hat gefangen
Er reisset mich hin, er reisset mich her
als wie wenn ich ein Dieb am Galgen wär

Da bringt man mich in den Herren ihr Küch
Da nimmt man mir das Eingeweid heraus
Die Haut, die tun sie mir nehmen
ich muss mich ja gar schämen
Man reisset mich hin, man reisset mich her
als wenn ich ein Dieb am Galgen wär

Man tragt mich auf den Herrentisch,
Man schneidet mich in Vierteln wie ein Fisch
Bei Braten und Pasteten
Bei allen Qualitäten
Bei Braten, beim Bier, beim roten Wein
So muss ich Häselein verzehret sein

Wer hat denn das neue, frisch Liedchen erdacht?
es hat´s ein braver Jäger gemacht
er schiesst  auch manchen Hasen
auf einem grünen Wasen
auch manche wilde Schwein
Soll das nicht ein braver Jäger sein

Text und Musik: anonym – in Verklingende Weisen I – Volkslieder aus Lothringen (1926)

CDs und Bücher mit Ich armes Häselein im weiten Feld:

Anmerkungen zu "Ich armes Häselein im weiten Feld"

Louis Pinck schreibt zu dem Lied „Vorgesungen von Frau Haas  aus Hundlingen , deren Lieblingslied es war und die es von ihren Brüdern hatte. Ähnliche Lieder kennt man bereits im 16. Jahrhundert z.B. “ Flevit Lepus Parvulus „. Melodie aufgenommen von Cl. Weber am 20. September 1918. Sie ist gregorianisch und erinnert an die Communio des 4. Fastensonntags. Die Klage des Häseleins kommt besonders gefühlvoll zum Ausdruck am Anfange und Schlusse der beiden ersten Strophen. Die beiden letzten Verse dieser Strophen müssen richtig lauten: „Sie stellen mir nach in meinem Lebelein , ei bin ich nicht ein armes Häselein“. „Lebelein“ bedeutet „armes, schwaches Leben“ und bringt durch die Verkleinerungsform die Angst des Häsleins zum Ausdruck“ ( in Verklingende Weisen I , S. 302)