Holdes Grün wie lieb ich dich
süßer Augentrost für mich
denn du bist, so lang ich Weidmann bin
aller Farben Königin
Welche Farbe hat die Pracht
die sich selbst so reizend macht?
Grün, ach grün ist Wald und Flur
und das Festkleid der Natur
Mohamed war ein Patron
echte Schönheit kannt´ er schon
denn unter aller Farbenpracht
ihm das Grün nur Freude macht
Hätte ich ein Königreich
Macht ich´s der Natur nun gleich
Müßten alle Mädchen, jung und schön
Grün, ach grün gekleidet gehn
Meinen Brüdern in Friedrichshain
soll dies Lied gewidmet sein
Denn sie fochten alle bloß für dich
Für die Freiheit, Freiheit ritterlich
Unter jenem Eichengrün
soll mein letzter Atem ziehn
Leblos werd ich gleich dahingestreckt
mich ein grün, ach grüner Rasen deckt
Ach wenn nur im Winter nicht
mir der Tod das Auge bricht
Ich möcht so gern im grünen Hain
sterben und begraben sein
Text : Ludwig Karl von Wildungen, 1797 –
Musik: Verfasser unbekannt.
Auf diese Melodie wird auch „Blau und weiß wie lieb ich dich„, die Hymne des Fußballvereins Schalke 04, gesungen. (5. Strophe entstand 1848, in Erinnerung an den Weberaufstand in dem Dorf Friedrichshain im Eulengebirge (auch an die Märzgefallenen in Berlin 1848 ?)
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1795 „Holdes Grün“ mit zwei Melodien und etwas anderem Text. Ohne die „Friedrichshain-Strophe, dafür mit der Schlußstrophe „Ach wenn nur im Winter nicht“) Die erste Melodie mündlich aus Dutenhofen (Kreis Wetzlar), 1890 und die zweite aus der Wetterau (Bettenhausen), 1890
Mehrfach mündlich. Auch aus dem Taunus (Würges) 1877 die Mel. ziemlich gleich. Offenbar ein volkstümliches Jägerlied gewesen, das aber auch auf andere Kreise überging und in Waldgegenden ziemlich verbreitet ist. (Böhme)
Zur Geschichte dieses Liedes:
Versionen, Parodien und Nachdichtungen: :
Liederthema: Freiheitslieder
Liederzeit vor 1848 - Zeitraum: 1848-1849 Deutsche Revolution, 19. Jahrhundert: Volkslieder
Stichwort: Grün • Mohammed • Orte: Berlin, Eulengebirge, Schlesien, Taunus, Wetterau, Wetzlar
Geschichte dieses Liedes: Holdes Grün
Anmerkungen:
Die Originalfassung von 1797 hatte wohl 11 Strophen, von denen fünf (2, 6-9) in der mündlichen Überlieferung völlig wegfallen, anderes wurde umgesungen: Der „Mohamed-Vers“ begann z.B. „Wahrlich, seinen Houris gleich…“
„Dieses Lied wurde 1848 und die späteren Jahre viel in allen Orten gesungen. Auch heute noch beliebt. Man sehe Str. 5!“ ,als „Freiheitslied“ in: W. Schremmer , Volkslieder aus dem Eulengebirge , Schlesien . 1912, Nr. 215: Freiheitslied“. (Abgedruckt schon in D. Volkslied XIII, 1911, S. 169.) – Angaben nach Steinitz II , 1962
Steinitz schreibt: „Die politische Strophe erscheint außer bei Schremmer auch bei Amft d.h. im mittelschlesischen Gebirgsland, wo vier Jahre vorher der Weberaufstand ausgebrochen war … Das ist offenbar kein Zufall. In der sozialpolitischen Zeitschrift „Die Hilfe“, 16. Jg., 1910, S. 529, fand ich in einem Aufsatz über die Lage der Weber im Eulengebirge folgende Stelle: „Noch einmal rührte es sich in den Bergen, als das Wehen der Freiheit 1848 durch die deutschen Lande zog. In bitterer Not widmete damals der Sänger in dem kleinen Weberdörfchen Friedrichshain [! — W. St.] im Eulengebirge seinen Brüdern, die mit den ändern für die Freiheit aufstanden, das grüne Freiheitslied: „Holdes Grün, wie lieb‘ ich dich“ mit jener innigen, rührsamen Weise.“
Textvarianten:
Es gab also um 1910 im Eulengebirge eine (wohl von dem Volksliedsammler W. Schremmer aufgezeichnete) Tradition, der zufolge unser Lied 1848 von einem örtlichen Dichter auf sein Friedrichshain verfaßt wäre. Sollte die Umgestaltung, durch die das unpolitische Lied zu einem politischen Freiheitslied wurde, 1848 wirklich im Eulengebirge entstanden sein, von wo sie sich dann in das benachbarte Glatzer Land verbreitet ? Dort ist auch die in ( obiger Fassung) fehlende Str. 10 des Originals „politisiert“ worden, indem es statt „Möchte gern zum grünen Hain sterbend noch getragen sein“ ( Universal-Liederbuch , Algier , Str. 10) nunmehr heißt:
Unsern Brüdern im Friedrichshain
Soll dies Lied gewidmet sein
denn sie fochten ja für mich
für die Freiheit ritterlich
Ach, wenn doch im Winter nicht
mir der Tod das Auge bricht!
Möchte gern im Friedrichshain
sterben und begraben sein
Unter Eichen weichem Grün
soll mein letzter Hauch entfliehn
Wo ich leblos hingestreckt
Mich ein grüner Rasen deckt.
(bei G. Amft , Volkslieder der Grafschaft Glatz , 1911, ( Urnitzberg , mit Melodie)
Die Melodien bei Amft (2) und EB (2) sind mit der Melodie (des obigen Liedes) nahe verwandt“