Hört zu, ihr Weideleut
Wie mir ’s heut ging
Bei früher Tageszeit
Als ich sah, ob nicht ein Hase
Oder ein Wild
Sich aufhielt
Im grünen Grase
Was ein Weidmann haben soll
Hab ich wohl
Meine Taschen waren voll
Gutes Pulver, Blei und Hagel
Und mein Rohr
Schoß zuvor
Auf einen Nagel
Ich ging lange hin und her
Mit Beschwer
Ob nichts anzutreffen wär
Da war aber nichts zu finden,
Dort noch hier
Im Revier
Wie auch in Gründen
(hds. im Grünen)
Endlich wurd mein Lust gestillt
Nicht mit Wild
Sondern durch ein Frauenbild,
Die mir gangen kam entgegen,
Als mein Horn
Sich aus Zorn
Hub an zu regen.
Lächelnd tät sie zu mir stehn
Und wollt sehn
Was mir war vor Leid geschehn
Hub auch freundlich an zu fragen
Bat mich sehr
Was mir wär
Ich sollt ’s ihr sagen.
„Schönste,“ gab zur Antwort ich,
„Sollte mich
Das nicht kränken inniglich
Sollte mich das nicht verdrießen,
Daß den Tag
Ich nicht mag
Ein Wildbret schießen.“
„Sei nur zufrieden, Weidemann“
Hub sie an
Dir soll werden g´nug getan
Mach dich fertig, komm und wische
Eilends fort
Mit mir dort
In ein Gebüsche.“
Seid ihr fürwahr ein Weidmannsknecht
Sagt mir ’s recht
Und schießt mir ein bunten Specht
Damit das mein Vogelbüntgen (Liebling)
Werden soll.“
´s tut dir wohl
Mein schönes Kindgen!“
„Das Treffen, seh ich, ist dein Gebrauch“
Sprach sie auch
„Schieß mir jene Taub im Strauch!“
Ich setzt an das Rohr geschwinde,
Traf ins Ziel,
Das gefiel
Dem schönen Kinde.
„Auch den Gugu schieß mir doch,“
Bat sie noch
„Schau, wie schreit er dort beim Loch
So will ich bei meinem Leben
Schütze, dir
Mich allhier
Zu eigen geben.“
Als ich ihn sah sitzen bloß,
Brannt ich los
Daß er fiel in ihren Schoß
Sie rief laut: „Schütz über Schützen,
Die da sein,
Du allein
Sollst bei mir schwitzen!“
„Tu noch eins, das mich ergötzt“
Bat sie letzt
„Schau, was hat sich dort gesetzt!“
Eine kleine, haarige Meise
Ich bald brav
Schoß und traf
Nach meiner Weise
„Ihr seid ein Weidmann, wie (er) sein soll,
Ihr tut mir wohl.
Ich bitt, schießt mir den Käfig voll
Und zum ewigen Angedenken,
Glaubt mir fest,
Das Vogelnest
Will ich euch schenken.“
Aber meine Feder war zu schlapp
Und nahm ab
Stund auch nit, kein Feuer gab (hds. gibt)
Daß ich traurig wollt abziehn.
„Ei, doch wie,“
Sagte sie
„Was willst du fliehn ?“
Geschwind sie bald zu Hilfe kam
Die schöne Dam
Den Stutzen in die Hand selbst nahm
Da war flugs gespannt die Feder
Und im hu
Schoß ich zu
Auf Busch und Leder.
In meine Arme hingeschmiegt
Und besiegt
Sprach sie: „Nun bin ich vergnügt!
Künftig kannst nach deinem Willen
Stets bei mir
In dem Revier
Deine Jagdlust stillen“
„Du hast meine Lust gestillt
Und erfüllt
Komm nur wieder; wann du willst
Etwann nach den Vögeln gehen
Soll mein Wald
Dir alsbald
Auch offen stehen.
Text: Verfasser unbekannt. Graz in Steiermark, ca. 1840. — Hds. Nr. 840 des steiermärkischen Landesarchivs in Graz aus dem Besitze Anton Meixners. S. 64 ff. Nr. 37. (Handschrift Anton Meixner) — das ganze Lied ist eine verschleierte Beschreibung mehrerer Begattungen.
in: Emil Karl Blümml, Schamperlieder (1908)
Unter „Jägerglück“ auch in anderen Versionen verbreitet.