Hört mir zu ihr lieben Leut
was mir kürzlich ist geschehen
von einem Mann man nennt ihn Veit 1)
der’ Spielen thät verstehen
Er mischte vordersanft die Kart
auf eine ganz besondre Art
dann lud er zu dem Spiele sein
viele Leut aus andren Ländern ein 2)
Wild 3) der schon oft beim Spielen war
der thät die Karte geben
da warf ihm der Veit die Trümpfe dar
und Sprach: “es geht ums Leben!”
schon in dem allerletzten Spiel
verlor der Alte Wild sehr viel
und bald gewann der Veit aufs neu
daß er der schwarze Peter sei
Als Veit das Glück in seiner Hand
sah; thät er sich besinnen
und schickte Briefe in das Land, 4)
um Spieler zu Gewinnen
Andreas Wild 5) der erste war
dem warf Veit gleich die Trümpfe dar
wodurch er wider überwand
weil er das Spiel noch nicht verstand
Nun kam ich, Manne Friederich
wollt’ erst das Spiel nicht kennen,
Doch find der Herr Director mich
den Zwingenberg 6) that nennen.
Nur spielten sie nach ihrer Art,
gemischt war schon dazu die Kart,
da stand ich dann bald nackt und blos,
denn ihre Trümpfe waren groß.
Nun kam auch Hölzerlips zum Spiel;
er konnt nicht länger passen,
er mischte die Karte, flink wie der Blitz,
sprach: “ich will nicht lange spassen,
“ich mach’ die ganze Karte zu Trumpf!” 7
Dadurch war’n alle Spieler stumpf,
weil keiner ’s Spiel, wie er, versteht
und so macht alle er labeet.
Basti, der auch nach Heidelberg
zum Spiel war invitieret,
der dachte gleich das Spiel geht zwerg,
da bist du angeschmiert,
Dann sieh, die Kart’ ist trumpfevoll;
nein, dieses Spiel geht mir zu toll.
zuletzt ward er doch noch verführt
zum spiel. – und glücklich angeschmiert.
Der Oesterlein, der in dem Licht
sich selbst hat gesessen 8)
den huben Veit und Lips auch nicht
bei diesem Spiel vergessen:
doch weile er in dem wahren Grund,
von diesem Spiel nicht viel Verstand,
legt man ihm nur die Karten vor
da macht’ er schon; daß er verlor.
Johann Bauer wollt’ dem Spiel
gar wunderviel verstehen,
dan fand’ der Spieler er zu viel.
die Karte that sich drehen;
weswegen er dann vor sich nahm;
davon zu schleichen, wie er kam;
sie aber schrie’n: er ist erwischt,
“warum hat er in’s Spiel sich gemischt!”
Nun kam Fritz Held, der auch für wahr
am Spielen fand sein Vergnügen;
er dacht: das Spielen bringt Gefahr
und ließ die Karten liegen
doch endlich gab er nach dem Zwang
“Macht mir das Spiel nicht zu lang”
dacht er, “weil’s anders nicht kann seyn;
“ergiebst du dich Gelassen drein.”
Bernhardus Held, sein Bruder, sprach:
“die Welt ist versehret,
“so hab’ ich all’ mein Lebtag
“von seinem Spiel gehöret;
“denn wenn‘s nicht aus dem Grund versteht,
“wird augenblicklich hier labeet!”
Zuletzt nähm er doch auch die Kart
und spielt, – mit Trümpfen schlecht verwahrt.
Der dritte Bruder, Balzen, dacht:
in seinem Wildpresshütten: 9)
“Das Spiel – das hat der Teufel g’macht;
“ich lass mich nicht erbitte”
Gleich darauf ward er auch invitiert
nach Heidelberg zum Spiel geführt.
Die Spieler reichten ihm die Hand,
zu zeigen er sey wohl bekannt.
Der Jacobi, das Stiefbrüderlein
von diesen dreien Helden
den holte man nun auch herein,
und wie sie sich auch stellten
so war auch der doch bald erwischt;
die Kart war schon darnach gemischt,
der Trümpfe waren gar zu viel; –
auch er verlor in diesem Spiel.
Der lange Steffen tät vom Spiel
glaubt mir, viel verstehen
er überwand der Spieler viel
war stets mit Trumpf versehen
Den wisset: er flammt von Spielers Art, 10)
drumm kennt er auch so gut die Kart,
doch, ach! Der Tod mischet sich hinein
und stellt ihm schnell das Spielen ein.
So weit hat nun das Spiel ein End’,
doch noch nicht unsre’ Plage; –
die Kart hat häßlich sich gewendt; –
hin sind die Freiheitstage!
Ein jeder sich nun erst besinnt,
und der verliert – und der gewinnt
spricht: “Hätten wir’s zuvor bedacht,
wir hätten’s spiel nicht so gemacht!”
Text: Mannefriedrich
Kurz vor dem Prozess schrieb der Mannfriedrich dieses Lied, wobei der Aspekt des Kartenspielens sicher frei interpretiert werden kann. Aufgezeichnet von Stadtdirektor Dr. Ludwig Pfister in „Nachtrag zu der aktenmäßigen Geschichte der Räuberbanden an den beiden Ufern des Mains, im Spessart und im Odenwalde“ Seite 37ff. Erschienen im Jahr 1812, unter anderem im Heidelberger Stadtarchiv. Die Kommentare stammen vom Stadtdirektor!
Die Kochemer waren fröhliche Leut, hatten sie denn einmal Geld, zogen sie sich zu gemeinsamen Besäufnissen in ihnen Wohlgesonnene Wirtshäuser (Kochemer Bayes) zurück. Nicht selten verprassten die Räuber ihre Beute indem sie alte Schulden beim Wirt tilgten, rumhurten und ihr Geld beim Kartenspiel verloren.