Hört ihr Leute diese Kunde
Die in Chemnitz ist passiert:
Ein Soldat in später Stunde
Zur Kaserne heimmarschiert.
Als er in des Waldesdüster
Ohne Furcht des Weges ging
Hört er erst ein leis Geflüster
Dann ein Hilferuf erklingt!
Ohne Furcht und sonder Zagen
Ging er runter von dem Pfad
Dorthin, wo ein Unhold wagen
Wollte eine Mördertat
Eine Jungfrau reich geschmücket
War bedränget und in Not
Denn den Morddolch schon gezücket
Wollt er haben ihren Tod
Der Soldat zieht seinen Säbel
Stürzt sich auf den Wüterich
Und er haut ihn auf den Schädel
Daß er schreit ganz fürchterlich
Und der Dolch ward ihm entrissen
Schnell aus seiner Mörderhand
Händ und Fuß ward ihm gebunden
Mit der Jungfrau Strumpenband
Hingeschleppt ward nun der Mörder
Vor das Sächs’sche Staatsgericht
Und die strengen Richter sprachen:
Todesschuldig ist der Wicht!
— Es war kaum ein Jahr verflossen,
Ward die Maid und der Soldat
In ein glücklich Paar verbunden!
Dies als Lohn für seine Tat.
Um 1900 , Verfasser unbekannt
in Krokodilstränen „Der Soldat und die sächsische Jungfrau“ oder „Wilde Mordlust lohnt sich nicht“