Vorwort: Kommersbuch (Erstausgabe 1858)
An Ernst Moritz Arndt.
(zur ersten Ausgabe 1858.)
Die Herausgeber wissen dies Buch, von dem sie wünschen, daß es ein Volksbuch werde, keinem würdigeren Manne widmend darzubringen, als Ihnen, dem zumeist auf den Namen eines Volksmannes, eines Vormannes im deutschen Volke, der Anspruch zufällt. Zugleich gehören Sie zu unseren Ältesten und haben die Jahre richtender und aufrichtender Drangsale, die nie vergessen werden sollen, nicht bloß miterlebt, mitempfunden, miterlitten, —
Sie haben treu und kräftig zum Siege mitgeholfen. Der Ihnen den unverfälscht deutschen Sinn in das Herz pflanzte, legte Ihnen auch das deutsche Wort auf die Lippe, das nie scheu wird, und gab Ihnen die Gewalt des Liedes, das die
Tapfern zum Kampfe und die Kämpfer zum Siege führte. So war Ihr Leben ein schönes Los und ist ein wichtiges Stück in der Geschichte unseres Volkes geworden, dem Sie die Gnade von Gott hatten, in schwerster Zeit den ewig unvergänglichen Gesang vorzusagen:
„Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel, sieh darein
Und gib uns echten deutschen Mut
Daß wir es lieben treu und gut!
Das soll es sein
Das ganze Deutschland soll es sein!“
Dies Buch soll ein Volksbuch und ein deutsches Buch sein, in jedem Hause willkommen. Die vaterländischen Schlachtlieder, bei deren Klange Deutschland wieder deutsch wurde und die bis zu unseren spätesten Enkeln hin nicht verstummen mögen, bilden den Anfang, wie alles Tuns und Dichtens Anfang das Gebet ist. Die Mitte enthält den lustig freien Burschensang, das Jauchzen der Jugend, dem der ernste Fleiß zur Seite gehen und dem männliche Wertüchtigkeit folgen muß, soll es nicht eitel sein. Den Schluß machen des Volkes eigene und seine Lieblingslieder, ein Griff aus seinem dichterischen Schatze, in dem sein inniges und reiches Gemüt sich widerspiegelt.
Die Auswahl hat die gesamte deutsche Studentenschaft selbst getroffen. Rundschreiben waren zahlreich nach allen Hochschulen hin ergangen, und allerseits her kam in dankenswerter Fülle die erbetene Beihilfe, durch die es allein möglich wurde, dem Buche den Grad von Vollendung zu geben, den es als allgemeines deutsches Buch haben muss, um den Wünschen aller, soviel das überhaupt zulässig war, gerecht zu werden.
Auch für die Singweisen, die in früheren Liederbüchern unverzeihlich und fast durchgängig arg vernachlässigt waren, ist jede Sorge getragen, sie rein und sangesgerecht herzustellen. Zwei deutsche Männer, Friedrich Erk und Friedrich Silcher. haben sich des Reinigungswerkes der Weisen angenommen, und wie sie es getan haben, mag männiglich selbst man erkennen. Die Weise des Liedes ist seine Seele, und darum war die Pflicht groß, die Weisen von dem Schmutz zu säubern, der sich an sie gehängt hatte. Und so übergeben wir dem lieben „alten Arndt“ dies Buch, vermeinend, ihm selbst dadurch eine Freude zu machen und durch solche Widmung das Buch jung und alt im Volke am besten zu empfehlen.
Volksmusik: Volksliedbücher
Liederzeit: 19. Jahrhundert
Siehe dazu auch:
- Allgemeines Schweizer Liederbuch (Vorwort, 1828) ()
- Allgemeines Schweizer Liederbuch (Vorwort, 1833) ()
- Als der Großvater die Großmutter nahm (Auflage 1922) ()
- Die Bedeutung des Liedes für die Auswanderung ()
- Einleitung: Demokratische Volkslieder ()
- Geschichtliche Entwicklung der Heimathymnen ()
- Kinderlieder ()
- Ministerium stoppt Bundeswehr-Liederbuch ()
- Mitteilung über das niederdeutsche Volkslied „Burlala“ (=Peterlein) ()
- Neue Soldaten- und Marschlieder (1916) ()
- Schlesische Volkslieder (1842): Vorwort ()
- Schlesische Volkslieder: Vorwort von Ernst Richter ()