Vorwort: Der Kinder Lustfeld (1827)

Heinrich Dittmar (in: Der Kinder Lustfeld oder erste belebende Mitteilungen der Mütter)

Für solche Eltern und Jugendbildner freilich ist dies Büchlein nicht geeignet. Aber Gottlob, es gibt noch so manche, die den Kindern ihren Kinderhimmel mit all den Sternen und Wolkenschäfchen, die auf ihm als Märchen, Liedchen und Scherzreime stehen oder dahinziehen, mit Recht nicht rauben lassen wollen.  Diesen wird eine solche Gabe als Stoff zur schönen heitern Ausbauung des Kinderlebens willkommen sein. Diese werden daher auch gerne folgende Winke mit annehmen und beachten:

Die Mutter oder wer sie vertritt berücksichtige bei dem Mitteilen von diesem Vorrate das Alter des Kindes und darnach werde ausgewählt. Einige Liedchen sind bloß zum Vorsingen bei ganz kleinen Kindern andere zum Vor- und Mitsingen für Entwickeltere. Die Melodien, dazu die auch meist aus der Zeit des Volksgesangs noch vorhanden sind, wird ein Freund des Herausgebers in einem eigenen Hefte mitteilen. Wieder andere Lieder und Reime sind bloß zum Vor- und Nachsprechen, zum Teil um neben der Belustigung oder sonstigen Gefühlsanregung, die ihr Inhalt gewährt ,die Redeorgane zu üben.

Die Erzählungen muß die Mutter nicht vorlesen, sondern sich ihren Inhalt vorher zu eigen machen und in ähnlicher Weise frei erzählen, das bloße Vorlesen erregt keine lebendige Teilnahme. Der erweiternden Ausschmückungen, auf die man so gern bei dergleichen Kindererzählungen kommt, enthalte man sich ja, damit der schaffenden und ausbauenden Phantasie des Kindes etwas übrig bleibe. Wer dies nicht beachtet und dergleichen Märchen und Geschichten so ausspinnt und bis ins Kleinste ausmalt, wie es einige unserer Kinderschriftsteller in redseliger Manier zu tun pflegen, beschneidet dem Kinde die Phantasieflügel und hemmt somit auch den spätern freien Ausflug des Geistes.

Man halte verständiges Maß und teile nie zu viel auf einmal mit, das zerstreut und macht flatterhaft und faselnd. Man gebe nicht eher z B eine neue Geschichte, bis das Kind die alte mehrmals gehört und wieder erzählt hat. Es ist bei manchen Erzählungen ein wesentliches Erfordernis, daß sie bis aufs Wort getreu wiedergegeben werden. Dadurch eben haben sich unsere echten Volksmärchen erhalten und stehen da als in sich vollendete Dichtungen mit epischem Charakter, sie mögen wiederkehren, so oft sie wollen, immer er freuen und beleben sie von Neuem und dadurch bewähren sie ihr wahres poetisches Wesen und zugleich die Notwendigkeit ihres Daseins.

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