Volkslied-Bücher

Erika Kross und Jürgen B. Wollf (in: Kurzer Abriss über die Publikationen zum deutschen Volkslied)

Ein neuer Abschnitt in der Volksliedforschung wird nach 1945 in der DDR durch Wolfgang STEINITZ eingeleitet. Er kommt zu einer klassenmäßigen Bestimmung des v’oiksliedbegriffes und veröffentlicht in größter Konsequenz die sozialenga-gierten Lieder der letzten sechs Jahrhunderte. „Wenn jetzt die erste Seite -… Schmerz,… Gram., die Klagen …, das Ächzen der Verstoßenen … -zum ersten Male eine ausführliche Darstellung findet, so kann darin keine negativ zu beurtei-lende Einseitigkeit liegen. Diese … war notwendig, um das völlig entstellte Bild zu korrigieren“18, stellt er in seinem Vorwort zum zweiten Band fest.

Sein Verdienst ist es auch, daß er das Arbeiterlied einbezieht, so wie er auch maßgeblich die Gründung des Arbeiter-Liedarchivs der DDR an der Akademie der Künste initiierte. Seine vorbildliche Arbeit wird in der DDR von verschiedenen Autoren verdichtet und werden vor allem in den 50er Jahren wichtige volkskundliche Arbeiten z. T. aus Sammelerträgen veröffentlicht (L. RICHTER, D. u. E. STOCKMANN, WEBER-KELLERMANN).

In der BRD und Österreich erscheinen wichtige volkskundliche Betrachtungen und Untersuchungen, die sich nach 1945 meist speziellen Teilgebieten aus der Sicht humanistisch-bürgerlicher Liedpflege widmen. Das Bild runden Arbeiten enzyklo-pädischen Charakters sowie Nachauflagen und Neuausgaben älterer Sammlungen ab. Wichtige Autoren sind BREDNICH, EiCHENSEER, HOERBURGER, KLIER, KLÜSEN, KÜNZIG, LEFFTZ, RÖHRICH, SEEMANN, WIORA u. a.

Eine Volksliedaufarbeitung im steinitzschen Sinne bleibt — verstärkt ab Mitte der 60er Jahre – engagierten Praktikern überlassen. So sind zum Schluß eine Reihe Autoren zu nennen, die entweder in der neuerlichen Volksrnusikbewegung seit etwa 1970 selbst als Musiker agieren, oder die zumindest mit derselben sympathi-sieren. Ihre Bücher enthalten auch Lieder, ,,die noch in diesem Jahrhundert ent-standen sind, einige davon sogar erst im letzten Jahrzehnt. Die meisten sind Protest-lieder, die von Jugendgruppen und Demonstranten bei Reisen, Versammlungen und Aktionen gesungen werden …

Oft waren sie nur hektographierte Tagespro-dukte, in denen sich eine Wut oder ein Wunsch Luft gemacht hat. Nicht selten hat man sich bekannte Folk-Melodien vorgenommen und einen neuen Text draufgesetzt… So entstehen ständig neue Volkslieder, und viele merken es gar nicht.“19 Genannt seien FRiZ/SCHMECKENBECHER, JAMES/MOSSMANN, KETTEL, KUHNKE, STERN sowie Buhmann und Häseler, die Herausgeber des Kleinen dicken LIEDERBUCHES.

Zitiert wurden:

Hermann Strobach , Deutsches Volkslied in Geschichte und Gegenwart . Berlin 1980
Johann Gottfried Herder , Volks-Lieder . Bd. II: Leipzig 1779
Paul Levy, Geschichte des Begriffs Volkslied. Berlin 1911
E. Fischer, Preußische Volksschulverordnungen. Breslau 1907.
zit. nach Florian Steinbiß, Deutsch-Folk: Auf der Suche nach der verlorenen Tradition.
Die Wiederkehr des Volksliedes
U. Günther, Die Schulmusikerziehung von der Kestenberg-Reform bis zum Ende des Dritten Reiches. Darmstadt 1967.
Ludwig Erk / Franz Magnus Böhme , Deutscher Liederhort . Bd. l: Leipzig 1893
Das Deutsche Volksliedarchiv Freiburg l. Br. Freiburg 1977
Aufruf des Verbandes der Vereine für Volkskunde 1914
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein . München 1920
Hans Breuer, Der Zuptgeigenhansl . Leipzig 1908
Wolfgang Steinitz , Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten
Andreas Kettel , Volksliederbuch . Reinbekb. Hamburg 1979

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Siehe dazu auch:

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