Volkslied-Bücher

Erika Kross und Jürgen B. Wollf (in: Kurzer Abriss über die Publikationen zum deutschen Volkslied)

Im Prinzip endet hier die romantische Volksliedsammlung, in der sich einerseits die Volksdichtung allmählich ihren Platz in der allgemeinen Wertschätzung erobert hat; andererseits muß man aber festhalten, daß die Sammler jener Zeit oft „in den ärgsten Mystifizismus verfallen … Ihre Geheimnistuerei mit dem Ursprung des Volksliedes, ihre Abneigung gegen alle Deutlichkeit, ihr Hervorheben des reli-giösen, selbst mythologischen Elements im Volkslied und schließlich seine ekla-tante Verhimmelung überhaupt“6 lassen gleichsam die Grenzen ahnen, die dem Geist der Forschung eine realistischere Sicht versperren.

Ein wichtiger Aspekt in der Phase nationaler Wiederbesinnung ist – vor allem nach 1813- das Interesse am sogenannten historischen Lied, das sich in Sammlungen von Erlach , Soltau / Hildebrandt und Wolff dokumentiert. Meist handelt es sich hier um Flugblattlieder, die kaum je in den lebendigen Volksgesang eingegangen sind, teils ob ihrer Länge, geschraubten Sprache oder aus purem Desinteresse an dem beschriebenen Ereignis. Dennoch sehen auch später viele Sammler in diesen Liedern Zeugnisse geschichtsbewußten Volksgesanges, allen voran Ditfurth , aber auch Freytag , Hartmann , Lliliencron und Steiff /  Mehring .

Eine Brücke zum demokratischen Geist des Vormärz bilden die Brüder GRIMM, die – noch aus der Sicht der Romantik heraus – mit ihren umfassenden volkskund-lichen Arbeiten die Wege für eine neue Auffassung ebnen. An erster Stelle steht hier Ludwig UHLAND. Er nimmt die „von Herder geforderte, von den Grimm in umfassender Weise begründete kulturhistorisch-philologische Methodik auf und führt sie zu bedeutenden Ergebnissen“. Mit seinen 1844-45 erscheinenden „Alten hoch- und niederdeutschen Volksliedern“ rezipiert er „ein bedeutendes Erbe aus der Frühzeit der bürgerlichen Kulturentwicklung und der ersten großen antifeu-dalen Bewegung des deutschen Volkes“7.

Neben dem durchaus erklärten literarischen Anspruch ist die Sammlung auffallend von den noch bei Herder oder Arnim/Brentano umherirrenden zweifelhaften Ge-dichten bereinigt. Er fixiert in seiner Auswahl, die vorwiegend auf Drucken und Handschriften des 16. Jahrhunderts basiert, wesentlich das später vor allem durch Böhme komplettierte Liedrepertoire, auf das noch heute in Verbindung mit jener Zeit vorzugsweise zurückgegriffen wird.
Es fällt auf, daß bisher die meisten Sammler auch oder vorwiegend als Dichter bekannt sind, die „Sammlung lag in den Händen von Poeten“8, was das besondere Gewicht des literarischen Anspruchs erklärt. Mit Uhland nun – obgleich ebenfalls Dichter – dominiert der „gewiegte Germanist“9 und Philologe.

Ab 1840 erscheinen landschaftliche Sammlungen in dichter Folge, oft schon in Verbindung mit volkskundlichen Betrachtungen. Viele der Autoren engagieren sich in den politischen Kämpfen 1848/49, so daß sich nun auch verstärkt oppo-sitionelles, zeitkritisches Liedgut findet. Vorrangig zu nennen wären HAUPT/ SCHMALER (1841-43), HOFFMANN/RICHTER (1842), MÜLLENHOFF (1845), Ernst MEIER (1851-55), DITFURTH (1855 ff.), PARISIUS (1879) u. v. a.

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