König von Gottes Gnaden (1912)
Mit welcher Sorgfalt die Lehrer aus Schülern Untertanen formten, die für ihren Herrn sogar Leib und Leben zu opfern bereit waren, zeigt diese Unterrichtseinheit aus dem Jahre 1912, also zwei Jahre vor Beginn des ersten Weltkrieges. Besonders gruselig erscheint die Interpretation der vierten, fünften und sechsten Strophe, die in der Aussage gipfeln: Gott wolle uns den Mut geben, freudig für den König in den Tod zu gehen. (Der vollständige Liedtext steht hier)
I. Ziel:
Wir wollen heute ein Lied lernen, das den Geburtstag des Landesherrn verherrlicht.
II.Vorbereitung.
Bei welcher Gelegenheit singen wir das Lied? Am Geburtstag des Kaisers. Wann feiern wir den Geburtstag des Kaisers? Wo wird Allsonntäglich für den Kaiser gebetet? Kirche. Wie heißt das Gebet? Allgemeines Kirchengebet. Welches Königspaar wurde in Preußen ganz besonders geliebt. Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise. Welche gewaltigen Kriege hat der König geführt? Nach den Kriegen blieb der König für jeden treuen Untertanen ein Gegenstand der Liebe und der Verehrung. An jedem Geburtstage wurden ihm die treuesten Wünsche dargebracht. Zu dem im Jahre 1827 gefeierten dichtete der patriotische Pfarrer Wilhelm Hülsemann ein geistliches Königslied, ein Gebet um Segen für den König und sein Volk. Dieses König Geburtstagslied wollen wir heute betrachten.
III. Vortrag des Liedes durch den Lehrer:
Vater, kröne du mit Segen, Unsern König und sein Haus, Führ durch ihn auf deinen Wegen Herrlich deinen Ratschluß aus. Deiner Kirche sei der Schutz, Deinen Feinden biet er Trutz. …… Nähre du die heilige Flamme, Die das Herz des Volks erneut, Daß es unserm Königsstamme Liebe bis zum Tode weiht….(ganzes Lied lesen?)
IV. Vermittelung des Verständnisses.
Strophe 1. Welche Bitte richten wir an Gott? Vater, kröne du mit Segen unsern König und sein Haus. Welche Männer werden durch Kronen ausgezeichnet? Fürsten. Wodurch soll Gott unsern König auszeichnen? Durch Segen. Bei dieser Bitte hat dem Dichter wahrscheinlich die Schriftstelle PS. 21, 4 vorgeschwebt. Schlagt auf! Lies die Stelle! Du überschüttest ihn mit gutem Segen, du setzest eine goldene Krone auf sein Haupt. Gib den Sinn im Zusammenhange an! Zeichne den König aus, statte ihn reichlich aus, überschütte ihn und sein Haus mit Segen. Worin soll sich der Segen zeigen? Führ durch ihn auf allen Wegen herrlich deinen Ratschluß aus.
Wessen Werkzeug soll der König sein? Gottes Werkzeug. Wodurch soll er sich als göttliches Werkzeug zeigen? Daß er die Pläne und Beschlüsse Gottes durchfuhrt. Worin zeigt sich die Ausführung der göttlichen Pläne im besonderen? Deiner Kirche sei er Schutz, deinen Feinden biet´ er Trutz. Was soll der König schützen? Die Kirche. Gegen wen? Feinde. Was suchen die Feinde zu verhindern? Die Verwirklichung der göttlichen Ratschlüsse. Außerdem hat der König auch noch andere Aufgaben zu erfüllen.
Wie nennt der Dichter die Aufgaben des Königs? Schwere Last. Wer hat dem König diese Last auferlegt? Gott. Der König erfüllt eine schwere Last für das Volk. Welche Aufgaben erwachsen den Untertanen daraus? Sie sollen ihm die schweere Last erleichtern helfen. Welche Last ist gemeint? Regierung des Landes. Welche Männer unterstützen den König bei der Regierung? Seine Räte. Wer muß dem König bei der Auswahl derselben behilflich sein? Gott. Wessen Segen bedarf der der König bei allem seinem Tun? Gottes. In welchen Worten erbittet der Dichter den göttlichen Segen für den König? Sei du dem Gesalbten gnädig: Segne, segne unsern König!
Zusammenfassung: Wiederhole die Bitte um Gottes Segen für den Landesvater! Gott wolle a) den König und sein Haus segnen; b) ihm behilflich sein, den göttlichen Ratschluß auf Erden auszuführen, die Kirche zu schützen und den Feinden tapfer zu widerstehen.
Strophe 2: Schlagt auf Eph. 6, 16-17! Lies die Stelle! „Ergreifet den Schild desGiaubens, mit welchem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösewichtes. Und nehmet den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.“ Die Stelle handelt von der geistlichen Waffenrüstung der Christen. Wer hat diese Waffenrüstung besonders nötig? Der König.
Was gehört in erster Linie zu der geistlichen Waffenrüstung7 Der Glaube. In welchen Horten erbittet der Dichter diese Waffenrüstung für den König? Rüst´ ihn mit des Glaubens Schilde. Womit wird der Glaube verglichen? Schild. Wozu benutzten die Krieger in früheren Zeiten den Schild? Zum Auffangen der Pfeile. Was ist unter „Geistes Schwert“ zu verstehen? Das Wort Gottes. Wie wird des Königs Regiment sein, wenn er mit solchen Waffen ausgerüstet ist? Gerecht und milde. Das sind die vorzüglichsten Regententugenden.
Welchen Segen werden diese Tugenden dem Lande bringen? Den Frieden: Zeige die hohe Bedeutung des Friedens aus einem Sprichwort! Friede ernährt. Was wird durch den Frieden gefördert? Die Wohlfahrt des Landes. Dem Lande den Frieden zu erhalten, ist dem Herrscher jedoch nicht immer leicht. Als was bezeichnet der Dichter diese Herrscheraufgabe? Als eine schwere Last. Gemeint ist eine schwere, verantwortungsvolle Aufgabe. Wer hat dem Herrscher die schwere Regierungslast auferlegt? Gott. Inwiefern? Gott hat ihm das Regiment übertragen. Wie nennen sich die Herrscher deshalb auch? Von Gottes Gnaden. Wodurch werden dem Könige die schweren Regierungspflichten erleichtert? Durch verständige und weise Räte und gehorsame Untertanen. Wer muß ihm bei der Auswahl derselben helfen? Gott. Wie lauten die Schlußzeilen? Sei in Jesu du ihm gnädig … unserm König. Von wem kommt alles, was wir in diesen Zeilen erbitten? Gott. Um wessen willen gibt er es uns? Um Jesu willen.
Zusammenfassung: Wiederhole unsere Bitte um Ausrüstung des Königs mit geistlichen Waffen! Zur Erleichterung seines Amtes wolle Gott den König ausrüsten mit dem Glauben und dem Worte Gottes, damit er gerecht und milde regiere und dem Volke den Frieden erhalte.
Strophe 3: Welche Bitte richten wir in dieser Strophe an Gott? Sammle um den Thron die Treuen. Wer sind die Treuen? Die treuen Diener des Königs. Wodurch beweisen sie ihm ihre Treue? Indem sie für des Landes Wohlfahrt sorgen. Wodurch geschieht das? Durch gute Ratschläge. Wodurch machen sie sich dazu tüchtig? Durch das Gebet. Fromme Beter sind auch tüchtige Streiter.
Welche Hilfe gewähren sie dem Könige? Sie stehen fest um den Thron wenn ihm Gefahr droht. Wofür sollen sie also kämpfen? Für des Landes Wohlfahrt und Gedeihen. Was bilden sie dadurch für den Thron nach unserer Strophe? Eine feste Burg. Was gewährt eine Burg den Bedrängten? Schutz. Gib den Sinn der Zeile an! Schütze den Königsthron, damit er fest bleibe. Lies die Schlußzeile! Sei du ihm auf ewig gnädig … unser König. Gib den Sinn an! Gottes Gnade und Segen möge sich als treue Leitung und Beratung des Königs offenbaren.
Zusammenfassung: Zeige den Segen treuer Diener für den König! Sie schützen den Thron und erweisen sich als treue Ratgeber des Königs.
4. Strophe. Wiederhole die Bitte in dieser Strophe! Nähre du die heil´ge Flamme. Womit hat die Zeile viel Ähnlichkeit? Mit Str. 2 unserer Nationalhymne. Wie lauten die Worte? Heiige Flamme glüh, glüh und erlösche nie usw. Was ist hier mit der heiligen Flamme gemeint? Die Liebe des Volkes zum König und zum Königshause. Wodurch wird eine Flamme genährt? Durch Brennmaterial. Wie wird die Flamme durch Zuführung neuen Brennmaterials? Stärker.
Welche Wirkung soll die heilige Flamme ausüben? Sie soll das Herz des Volkes erneuen. Schon damals wie auch heute gab es Menschen, die mit den bestehenden Verhältnissen unzufrieden waren. Wem gaben sie die Schuld? Dem Könige. Dazu lag natürlich gar keine Veranlassung vor. Die Herzen der Unzufriedenen sollte Gott dem Könige wieder zuwenden. Wozu sollte Gott die Herzen des gesamten Volkes begeistern? Zu Taten. Welche Kriege haben die Volksbegeisterung geweckt und gefördert? Die Befreiungskriege und der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Nenne Dichter, die die heilige Begeisterung für König und Vaterland anfachten! Welchen heiligen Entschluß haben die Lieder der Dichter im Volke geweckt?
Dem Königshause Leib und Leben zu weihen. Zeige Beispiele solcher Begeisterung aus dem Befreiungskriege! Viele edle Jünglinge eilten freiwillig zu den Fahnen, andere opferten Geld und Gut und legten es auf den Altar des Vaterlandes. An welche Zeiten erinnern die Worte „In der Zeiten langer Nacht … gewacht? An die Unglückskriege. In welcher Weise hat Gott den König geschützt? Er hat über ihn gewacht und ihn uns gesund erhalten. Welche Bitte äußert der Dichter für die Zukunft? Segne, segne unsern König.
Zusammenfassung: Wiederhole die Bitte um Erhaltung des Königshauses! Gott wolle die Liebe des Volkes zum Königshaus nähren und den Königsstamm auch in schweren Unglückszeiten erhalten.
Strophe 5: Welches Gebot richtet Gott 1. Petr. 2, 17 an uns? Fürchtet Gott, den König ehret. Wer hat uns auch in diesem Gebot ein Vorbild gegeben? Christus. Zeige, wie er in der Geschichte vom Zinsgroschen die Pharisäer zur Königstreue auffordert! Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist. In welcher Weise hat Jesus selbst den Kaiser geehrt? Er ließ sich von den Dienern des Kaisers gefangen nehmen und ans Kreuz schlagen. Mit welchen Worten weist der Dichter auf den Gehorsam des Herrn hin? Und du hast es selbst bewähret, warst gehorsam bis zum Tod. Was sind wir dem Herrn für sein stellvertretendes Leiden schuldig? Liebe.
Wodurch können wir ihm unsere Liebe beweisen? Daß wir seinem Beispiel folgen. Worin muß unsere Folgsamkeit zum Ausdruck kommen? Daß wir den König ehren. Mit welcher Bitte schließt die Strophe? Vor dem Bösen schütz uns gnädig. Was meint der Dichter mit dem “ Bösen „? Aufruhr und Empörung. Welche Gefahr droht dem Könige dadurch? Zerstörung des Thrones und des Königtums. An welches Land denkt der Dichter wohl? Frankreich. Welches Unglück brachte die Französische Revolution dem Könige? Er wurde samt seiner Gemahlin enthauptet und sein Sohn zu Tode gemartert. Wie schildert Schiller im Liede der Glocke das Unglück eines Aufruhrs? Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn. Aufruhr und Empörung bringen Unglück über den König und untergraben den Wohlstand des Volkes. Mit welcher Bitte schließt deshalb der Dichter? Gott, erhalte unsern König.
Zusammenfassung: Wiederhole unsere Bitte um Ehrung des Königs. Gott wolle uns behüten, daß wir oder andere vergessen, den König zu ehren.
Strophe 6: An was für Zeiten denkt der Dichter in dieser Strophe? An Zeiten der Gefahr. Welche Gefahr kann unser Vaterland treffen? Ein Feind kann es bedrohen. In welchen Jahren wurde unser Vaterland von Feinden bedroht? Was erbitten wir für die Kriegszeiten? Tapferen Mut. Wozu ist der Mut von Nöten? a) dem König die Treue zu bewahren; b) freudig für ihn in den Tod zu gehen. Um welches Zeichen sammeln sich die Krieger des Königs? Um die Fahne. Wie wird dieselbe hier genannt? Siegespanier.
Wie lautet das preußische Feldgeschrei? Mit Gott für König und Vaterland! In wessen Namen kämpfen wir für das Vaterland? In Gottes Namen. Was wird Gott den treuen Kämpfern geben? Den Sieg! In welchen Worten bringt der Dichter diese Wahrheit zum Ausdruck? Deine Treuen krönst du gnädig. Wem gereicht der Sieg zum Segen? Dem König. So segnet Gott den König.
Zusammenfassung: Wiederhole unsere Bitte um festen Mut, dem König und dem Vaterlande die Treue zu bewahren! Gott wolle uns den Mut geben, dem König treu zu bleiben und freudig für ihn in den Tod zu gehen.
Strophe 7. Mit weicher Bitte beginnt die Strophe? Breite Herr dein Reich auf Erden auch in unserm Lande aus. Was für ein Land ist unser Vaterland? Ein christliches Land. Wie müssen wir aber trotzdem in der 1. Bitte bitten? Dein Reich komme. Was für Christen gibt es auch in unserm Vaterlande? Na-menchristen. Was für Christen sollen diese auch werden? Lebendige Glieder seines Reiches. Wie werden die lebendigen Glieder in unserer Strophe genannt? Gottes Bürger.
Wohin wünschen die Bürger des Himmelreiches einst zu kommen? In das Vaterhaus. Was ist damit gemeint? Die ewige Seligkeit. Welche hohen Güter möge uns Gott schon im irdischen Vaterlande verleihen? Frieden und Gerechtigkeit. Welcher Friede ist gemeint? Der Friede Gottes. Was schreibt Paulus im Philipperbriefe 4,7 von diesem Frieden? Er ist höher denn alle Vernunft. Durch wen erlangen wir die Gerechtigkeit? Jesus Christus . Wodurch hat er sie uns erworben? Leiden und Sterben. Haben wir diese hohen Güter verdient? Wodurch werden sie uns zuteil? Durch Gottes Gnade. Wie lauten die Schlußbitten? Sei du deinem Volke gnädig … König. Dadurch, daß Gott allen Untertanen Frieden und Gerechtigkeit schenkt, segnet er auch den König; denn ein Volk, das Gott fürchtet, ehrt auch den König.
Zusammenfassung: Zeige, wie wir Gott um Mehrung seines Reiches in unserm Vaterlande bitten! Gott wolle sein Reich auch in unserm Vaterlande ausbreiten, damit wir seine Bürger werden und dereinst in sein Vaterhaus kommen.
V. Schlußzusammenfassung.
Wiederhole aus Str. 1 die Bitte um Gottes Segen für den Landesvater! Wiederhole aus Str. 2 die Bitte um Ausrüstung des Königs mit geistlichen Waffen ! Zeige aus Str. 3 den Segen treuer Diener für den König! Wiederhole aus Str. 4 die Bitte um Erhaltung des Königshauses! Wiederhole aus Str. 5 die Bitte um Ehrung des Königs! Wiederhole aus Str. 6 die Bitte um festen Mut, dem König und dem Vaterlande die Treue zu bewahren! Zeige, wie wir in Str. 7 Gott um Mehrung seines Reiches in unserm Vaterlande bitten!
VI. Obersicht.
Unser Lied ist ein Gebet um Landessegen. Es enthält mehrere Bitten, nämlich: I. Die Bitte um Segen Gottes (Str. 1). II. Die Bitte für das irdische Reich (Str. 2-6). 1. Die Bitte für den Landesvater (Str. 2); 2. Die Bitte um treue Diener (Str. 3); 3. Die Bitte um gehorsame Untertanen (Str. 4-6); III. Die Bitte um Mehrung des Reiches Gottes bei uns (Str. 7).
Quelle: Friedrich Bamberg: Lehrproben über die gebräuchlichsten Lieder der evangelischen Kirche, Goslar 1912, S. 168 – 173.
Volksmusik: Kriegserziehung im Kaiserreich
Liederzeit: 1871-1918: Deutsches Kaiserreich, 1914-1918 Erster Weltkrieg
Ort: Bamberg
Siehe dazu auch:
- 50. Geburtstag des Kaisers (1909) ()
- Allerhöchste Ordre für Schulpolitik (1890) ()
- Als die Trommel klang Tal und Feld entlang (Kriegspropaganda)
- An die deutschen Kinder (1891) ()
- Anweisung für Schulfeiern Kaiserreich (1888) ()
- Auf auf ihr munteren Kameraden (Kinderlieder)
- Auf denn zum heiligen Krieg (1916) (Kriegslieder)
- Aufruf zur Gründung von Kriegsschulmuseen (1915) ()
- Aus einer Schulfibel (1908) (Kinderreime)
- Aus Haus und Hof sind wir hinausmarschieret (Kriegslieder)
- Berliner Jungen ()
- Besonders schöne deutsche Innigkeit (1915) ()