Lügenmärchen: Vorigen Handschuh verlor ich meinen Herbst
Vorigen Handschuh verlor ich meinen Herbst: Dieser aufs engste zu den Kinderpredigten ( Muluspredigten ) gehörige Scherz setzt sich aus mehreren, deutlich erkennbaren Bestandteilen zusammen.
a) Zeile 1-13
(Vorigen Handschuh verlor ich meinen Herbst….sie sollten mir Garn stricken)
Das erste Stück beruht auf der häufig im Spaß (z.B. „Wer wagt es, Knappersmann oder Ritt„) geübten, ursprünglich aber beim Versprechen beobachteten und selbst für die Wortgeschichte ergiebig gewordenen Vertauschung ( Metasthese ) zunächst von Lauten: vergleiche „Essig“, niederdeutsch „Etik“ aus lat. „acetum“ und dergleichen ferner Wörterpaare wie „Erle“-„Eller“, „kitzeln“ = englisch „tickle“, vielleicht auch „Kahn“-„Nachen“, „Bühel“-„Hübel“ usw… im Versprechen und scherzhaft „staubdumm“ für „taubstumm“, „Zeilschiebe,“Schielzeibe“ für „Zielscheibe“, mit doppelter Vertauschung „Scheilziebe“ – wahre Orgien kann der Verdrehungswitz bei Wörtern wie „Paprikaschnitzel“ feiern.
Noch auffälliger ist der gleichfalls beim Versprechen häufige Austausch von Silben und ganzen Wörtern, etwa „Scheilziebe“ und „Schiebzeile“, „Lappwaschen“ für „Waschlappen“, „Alpenbitterkräutermagen“, „in eine Falle gegrubt“ und dergleichen. Diese Erscheinung ist hier spielerisch ins Groteske gesteigert, ähnlich wie „Hier ist ein Scheit“ mit der Gefahr der unwillkürlichen Lautversetzung spielt
Ähnlich, am Schluß vollständiger Böhme I 1501, Dunger 233, Brenner 104, Schumann 648, Erk Kinderbuch Blatt 40 nach “ Gesellschaftsspiele „, wohl um 1795 S. 62 (nach Zeile 9 sofort „Hier bring ich Ihnen drei Pfund Strümpfe zu einem Paar Garn, die wollten mich gern verstrickt haben, sie müssen aber übermorgen fertig sein, daß ich sie morgen anziehen kann“; ebenda als Pfänderspiel aus Darmstadt. – Nur bis Z. 11 Frömmel II 262 , vgl. auch 263, 266 (als Schluß unserer Nr. 590 usw. ) Nur bis Z. 9
Rochholz I 80, Dillmann 251, erweitert um die Frage „Haben Sie meinen Fung nicht gehanscht?“ (für „Handsch nicht gefung“) Dähnhardt I 269; an die neun Zeilen schließt sich wie hier die Geschichte von den drei Schiffen in einem älteren Kasseler Stück , Zeitschrift 19 S.183 Nr 5 (Anfang: „Fünf Minuten vor Erschaffung der Welt verlor ich….“ Schluß: „Da ärgert´ich mich so, daß mir das rote Blut schneeweiß wie schwarze Tinte quittegelb übern Absatz floß – vgl. Nr. 730 bei Lewalter) – Die Strumpfgeschichte selbständig bei E. Meier 366, mit einer recht gut passenden Einleitung Wegener III 297, Frischbier 431 : sie gehört ursprünglich nicht in diesen Zusammenhang.
Anmerkungen von Dr. Georg Schläger , aus Lewalter : “ Deutsches Kinderlied und Kinderspiel II “ , mündlich aus Kassel 1911
Volksmusik: Volkslied-Forschung - Verschiedenes
Ort: Alpen, Darmstadt
Siehe dazu auch:
- Aus dem Tagebuch des Varnhagen von Ense (1844) (Politische Lieder)
- Bedeutung des Spiels ()
- Das Bebersche Lied von 1848 ()
- Denkst du daran mein tapferer Lagienka (Hintergrund) ()
- Der Auszug nach Weiler (1848) ()
- Der diebische Müller ()
- Deutschfolk ()
- Die 100 Volkslieder mit den meisten Aufrufen in 2020 ()
- Die Skigebote – Vom Skipech (Ski-Lieder)
- Ein deutsches Volkslied (Wir versaufen unser Oma) ()
- Ein Hundsfott muß der Deutsche sein (1798) (Freiheitslieder)
- Ellis Island ()