Die Tiere als Soldaten
L. F. Göbelbecker (in: "Wie ich meine kleinen in die Heimatkunde, ins Lesen, Schreiben und Rechnen einführe. Lebensfrische Gestaltung des ersten Unterrichtes ", Leipzig , 1914)
5. Lektion in der ersten Schulklasse
Der Lehrer erzählt: Rudi machte sich am Nachmittag nach der Schule (nach dem Nachmittagsunterricht) im Holzschopf einen langen hölzernen Säbel. Als er mit Helm und Säbel zum Abendessen ging und die Gänse gerade von der Weide heimkamen, hätte der kleine Soldat fast gleich eine Schlacht zu bestehen gehabt. Der alte Gänserich sprang wütend auf ihn zu, schlug mit den Flügeln und zischte ihn giftig an. Doch Rudi ging heiter seines Weges weiter, lachte den dummen Gänsejockel aus und sang neckend (singend vortragen, eventl. nur die 1. Strophe)
Ich bin der Gänsekönig
sitz stolz auf meinem Thron
will sich ein Feind uns nahen
so jag ich ihn davon
(…)
das vollständige Lied steht hier
(Das Lied hat Rudi von seiner Schwester Meta gelernt, die schon ein Jahr zur Schule geht.) Nach dem Abendessen legte er sich bald zu Bette und schlief gleich ein. In der Nacht träumte ihm, die Gänse, der Hahn, die Hühner, die Enten, der Pudel und die Katzen hätten im Hofe Soldaten gespielt. Der Hahn ist der (stramme) Hauptmann und zwei Gänseriche sind die (schneidigen) Feldwebel gewesen, und sie haben mit den (gemeinen) Soldaten – den Gänsen und den Enten und den Hühnern – exerziert und Manöver abgehalten. Zwei Katzen haben Musik gemacht, und der Pudel ist Schildwache gestanden, gerade so, wie ihr es hier im Bilde seht:
Nicht wahr, das war lustig! Wer´s doch auch mit angesehen hätte! Erst gegen Abend sind sie wieder in ihre Kaserne einmarschiert: die Gänse in den Gänsestall, die Enten in den Entenstall, die Hühner in den Hühnerstall, die Katzen in die Scheune und der Pudel in die Hundehütte. Der Hahn aber sei zuvor nochmals auf die Wagendeichsel geflogen – ganz ans vordere Ende (an die Spitze), daß es recht schaukelte (schwankte) -und hätte gewaltig seine Stimme erschallen lassen (seht, wie dieser -einen ausgestopften Hahn vorzeigend – Hahn – der Birkenstock soll die Deichsel, die Schultafel der Magen sein!) – und in den Hof hineingerufen:
Deichselreiter! Heisasa!
Kikriki! Viktoria!
Purpurhelm und Silbersporn
und ein Stabstrompeterhorn!
Geb das Glocklerschlachtsignal!
Bin Herr Hennengeneral!
Schwenk die Fahne keck und kühn!
Seht, wie meine Wangen glühn!
Schwing mein krummes Türkenschwert
auf dem wilden Deichselpferd
und trompete in die Welt
Kikriki! wie mir´s gefällt
Schleicht herbei vom Nachbar Klaus
schelmenfrech zum Morgenschmaus
Hauptmann Hahn von Gockelhaus
klopf ich Rock und Hos´ ihm aus
daß er flieht in Saus und Braus
in die Festung Hühnerhaus
Stolz verkünd´ ich meinen Sieg!
Kikrikik! Kikrikik!
Wecke dich aus süßer Ruh
Drücke rasch die Augen zu
Grüß verbindlichst: i i i i !
Frau Sonne, die goldne, ist wieder hie! i i i – i !
´s weiß niemand wie i!
(Text von L.F.Göbelbecker)
Da erwachte Rudi und er rieb sich die Augen aus und sah nach der offenen Schlafzimmertür, und da krähte richtig der Hahn, und er krähte immerzu, – aber nicht auf der Wagendeichsel, sondern auf dem Balkongeländer, damit der dicke Rudi die Schule nicht verschlafen sollte. Und noch einmal krähte der Hahn: i i i i ! Kein Büblein mehr hie? . Und Rudi lachte und rief scherzend ihm zu: I i i i ! i bin noch hie!
i i i i !
Kurzes Zwischenspiel. (Einfache Dramatisierung des vorbereitenden Momentes.)
Wie krähte der Hahn? Und wie rief Rudi kurz ihm zu? schaut so, wie ich es euch jetzt vormache!
Ahmt es nach! Nochmals! – Nochmals!
Quelle: L. F. Göbelbecker : „Wie ich meine kleinen in die Heimatkunde, ins Lesen, Schreiben und Rechnen einführe. Lebensfrische Gestaltung des ersten Unterrichtes „, Leipzig , 1914
Volksmusik: Kriegserziehung im Kaiserreich, Lied und Erster Weltkrieg
Liederzeit: 1914-1918 Erster Weltkrieg
Schlagwort: Schule • Schwestern
Ort: Leipzig
Siehe dazu auch:
- 50. Geburtstag des Kaisers (1909) ()
- Allerhöchste Ordre für Schulpolitik (1890) ()
- Als die Trommel klang Tal und Feld entlang (Kriegspropaganda)
- An die deutschen Kinder (1891) ()
- Anweisung für Schulfeiern Kaiserreich (1888) ()
- Auf auf ihr munteren Kameraden (Kinderlieder)
- Auf denn zum heiligen Krieg (1916) (Kriegslieder)
- Aufruf zur Gründung von Kriegsschulmuseen (1915) ()
- Aus einer Schulfibel (1908) (Kinderreime)
- Aus Haus und Hof sind wir hinausmarschieret (Kriegslieder)
- Berliner Jungen ()
- Besonders schöne deutsche Innigkeit (1915) ()