Der Krieg als heiligstes menschliches Handeln (1913)

Das Leben für die Brüder, für das Vaterland, für Kaiser und Reich, für den Sieg zu geben, damit die Lebenden Frieden und die Toten Ruhe haben, lehrt nicht nur der heidnische, sondern auch der christliche Glaube. Darum ist der Krieg die hehrste und heiligste Aeusserung menschlichen Handelns. Er gibt Gelegenheit, nach Gottes Geheiss das Höchste für die Brüder zu opfern, und schenkt dem Tapferen ewiges Leben. Wir sehen das, wenn wir Sonntags in die Soldatenkirche unseres Wohnorts gehen. Vom Gesangbuch fallen die Augen unwillkürlich auf Tafeln an den Wänden. Über oft langen, langen Namenslisten steht geschrieben: „Es starben den Heldentod mit Gott für König und Vaterland.“

Studieren wir die Liste! Kein frommer Pfarrer, der in deutschen Worten den Herrgott anruft, nimmt´s uns übel. Er weiss, die Tafeln tragen die Namen von treuen Toten, die nach des Heilands Vorbild starben. Wünschen wir uns allsonntäglich auf jenen Tafeln einmal verzeichnet zu stehen! Dann leben wir ewiglich und werden nach Jahrhunderten noch beneidet.

Drunten im Kirchenschiff nämlich zählen die Männer in Uniform die Namen auf jeder Tafel und am stolzesten, am meisten beneidet ist die Truppe, die von lieben Kameraden die grösste Zahl für König und Vaterland qeben durfte. Auch uns wird einmal die frohe,grosse Stunde eines Kampfes schlagen. In Tagen zweifelnder, vorläufig nur heimlich frohlockender Erwartung geht dann von Herz zu Herz und Mund zu Mund der alte königliche Ruf zur Schlacht: „Mit Gott für König und Vaterland!“

Es braust ein Ruf wie Donnerhall

In die Strasse, durch die wir heute fröhlich plaudernd oder lachend schreiten, fällt bald ein noch feuchtes Druckblatt, und von den Lippen des ersten deutschen Mannes, der es liest, bricht fest und zuversichtlich „Es braust ein Ruf wie Donnerhall„. Ein echter Schlachtenchoral ist das Lied und doch klingt jauchzend des Deutschen Freude an Krieg und Heldensterben hinein. Sein Echo hallt bis in fernsten Gässchen mit dem jubelnden Gelöbnis: „Wir Alle wollen Hüter sein!“

Ja, das wird eine frohe, eine grosse Stunde, die wir uns heimlich wünschen dürfen. Der laute Wunsch nach Krieg wird oft zu eitlem Prahlen und lächerlichem Säbelrasseln. Aber still und tief im deutschen Herzen muß die Freude am Krieg und ein Sehnen nach ihm leben, weil wir der Feinde genug haben und der Sieg nur einem Volk wird, das mit Sang und Klang zum Kriege wie zum Fest geht. Ehren wir unseren Herrn und Landesvater, der in unermüdlicher Arbeit der Welt den Frieden wahrt, weil er dermaleinst vor Gottes Thron Rechenschaft abzulegen hat nicht nur über Deutschlands Ruhm, Ehre und Macht, sondern auch über jeden Tropfen Menschenblut, der auf sein Geheiss vergossen wurde.

Seine Schultern werden mit zentnerschwerer Verantwortung die Sorgen eines Kampfes tragen. Wir aber dürfen auf seinen Ruf leichten, frohen Herzens zu den Waffen greifen und uns des Krieges freuen. Verlachen wir also aus vollem Halse alte Weiber in Männerhosen, die den Krieg fürchten und darum jammern, er sei grausig oder hässlich. Nein, der Krieg ist schön. Seine hehre Grösse hebt das Menschenherz hoch über Irdisches, Alltägliches hinaus. …
Auch unserer warten solche Stunden. Wir wollen ihnen entgegengehen mit dem männlichen Wissen, dass es schöner, herrlicher ist nach ihrem Verklingen auf der Heldentafel in der Kirche ewig fortzuleben, als namenlos den Strohtod im Bett zu sterben. Wir sind auf dem kugelrunden Ameisenhaufen Erde von Bedeutung nur als Glieder einer Gemeinschaft, des Vaterlandes.

Deutschland allein muß nach einem Kriege leben, blühen und gedeihen. Was aus uns wird, mag und soll uns piepe sein! So dachten die Väter, die das Reich nur schaffen konnten, weil auch sie zum Kampf mit dem entschlossenen Willen zu Sieg und Tod auch ihren festen frommen Glauben trugen. Ein Soldatenlied erzählt uns, wie sie sich ihren Lohn und Himmel dachten. Im Wolkensaal droben sitzen „Held Friedrich, Held Blücher, die Männer der Tat.“ (Aber nicht die Stubenhocker, die uns den Krieg verleiden wollen.)

Der grosse Kaiser, sein Moltke, sein Roon, sein Bismarck sind da. Und wenn drunten auf Erden mit deutschen Waffen eine Schlacht geschlagen ist und die treuen Toten von der blutigen Wahlstatt zum Himmel steigen, ruft „aus Potsdam ein Gefreiter“ die Wache ins Tor. Dei alte Fritz springt vom goldenen Stuhl, lässt Präsentiermarsch schlagen und herrscht die Könige und Helden an: Respekt Ihr Herrn und aufgeschaut, die jetzt herein ich führe, Auch Helden sind´s und all voran des Königs Grenadiere! Das sei Jungdeutschlands Himmelreich. So sehne es sich, an unseres Herrgotts Tür zu klopfen.

Quelle: Otto von Grotberg : Bund Jungdeutschland und deutsche Turnerschaft, in: Jungdeutschland-Post. Wochenschrift für Deutschlands Jugend , Jg. 1913 , Nr. 4, 25.1.1913, zitiert nach: Ottfreide Nippold: Der deutsche Chauvinismus , Stuttgart 1913, S. 1

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