Das Schleswiger Sängerfest vom August 1844
Da für die äußere Geschichte des Liedes „Schleswig-Holstein Meerumschlungen“seine Wirkung auf dem Schleswiger Sängerfeste von großer Bedeutung wurde, so lasse ich die Notizen des Itzehoer und Rendsburger Wochenblattes folgen. Wie oben erwähnt, brachte das Itzehoer Wochenblatt vom 2. August 1844, Nr. 31, am Schlüsse seines Berichtes über das Schleswiger Sängerfest den Text des Liedes zum Abdruck. Hierbei wird weder der Verfasser noch der Eindruck auf die Zuhörer erwähnt. Dagegen bringt das Itzehoer Wochenblatt vom 9. Aug. 1844, Nr. 32, unter der Rubrik „Korrespondenz-Mitteilungen“ folgende […] Notiz aus dem Leserkreise: „Schleswig, den 4ten August“:
In der letzten Nummer d. B., geehrter Herr Redakteur, finden sich mehrere Relationen über die Feier des hiesigen denkwürdigen Sängerfestes am 24. Juli d. J. Nachträglich erhalten Sie hiermit noch einige Einzelheiten des Festes, die in jenem Berichte teils unrichtig angegeben sind, teils gänzlich fehlen, und doch Ihren Lesern nicht unwillkommen sein möchten. — — — Das Lied „Wanke nicht, mein Vaterland“ , zum ersten Male bei dieser Gelegenheit von der Schleswiger Liedertafel öffentlich vorgetragen, erregte ein so freudiges Bravo- und Da capo-Rufen, daß es unter einer steigenden Teilnahme wiederholt vorgetragen werden mußte, und von dem ganzen Volke mit einer Liebe aufgenommen ist, daß es schon jetzt allenthalben wiederklingt, und schon unsere Fischer auf dem Holm an ihre Netze begleitet! Sollte das Schleswiger Sängerfest der Geburtstag eines deutschen Schleswig-Holsteinschen Nationalliedes sein, würde es schon deshalb unvergeßlich bleiben — “
Im gleichen Sinne berichtet das Rendsburger Wochenblatt vom 3. August 1844, Nr. 51, unter einem Berichte über das Schleswiger Sängerfest: „Untenstehendes Lied wurde von der Schleswiger Liedertafel am Sängerfeste zu Schleswig am 24. Juli während des Festmahles gesungen. Alle Anwesenden wurden lebhaft davon ergriffen und wohl 4 bis 5 Tausend Menschen, die sich teils in, teils unmittelbar vor der Festhalle befanden, stimmten in den Chor mit ein, der im Herzen eines Jeden den lautesten Wiederhall fand. Als Bewohner einer deutschen Provinz dürfen wir Schleswigholsteiner auf kein Nationallied Anspruch machen, weil ein solches nur das große deutsche Vaterland besitzen kann. Es ist aber zu w r ünschen, und wird auch w r ohl geschehen, daß das schöne Lied, zu dem eine ansprechende, kräftige und faßliche Melodie vom Kantor Bellmann in Schleswig komponiert ist, allgemein bekannt und bei feierlichen Gelegenheiten stets in unserem Lande gesungen werde, da es keines gibt, welches der jetzigen Stimmung und Bewegung in Schleswigholstein mehr ansprechen und zusagen möchte.“ Darauf folgt dann, wie oben erwähnt, die Wiedergabe des Textes.
Der Erfolg des Liedes in Schleswig- Holstein sofort nach seiner Entstehung ist durch diese Zitate hinreichend gekennzeichnet . Seiner Verbreitung durch das übrige Deutschland diente besonders das Würzburger Sängerfest am 4., 5. und 6. August 1845 . Die politische Bedeutung der Chemnitzschen Umdichtung in den Kampfesjahren wird am besten durch ihre zahlreichen Variationen von deutscher sowie durch die Parodien von dänischer Seite illustriert. Die verbreitetste der letzteren erschien 1846 in Kopenhagen unter dem Titel „Schleswig-Holstein meerumschlungen, Julegave for Danske med 22 danske Illustrationer, udgiven af H. Larsen.
Lied-Geschichte: Schleswig-Holstein meerumschlungen
Volksmusik: Volkslieder
Ort: Schleswig-Holstein
- Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Band I: liebevoll neu illustriert
- ABIS_BOOK
Siehe dazu auch:
- Brief von Chemnitz an Straß ()
- Der Nikolausabend – Der heilige Nikolaus und der Knecht Ruprecht ()
- Die Uhr von Loewe ()
- Eine Glosse über „Der Sänger hält im Felde die Fahnenwacht“ ()
- Hobelbank – Hochzeitsbrauch ()
- Kaiserhymne ()
- Negeraufstand – Das N-Wort im 19. Jahrhundert ()
- Reiters Morgengesang ()
- Schleswig-Holstein Meerumschlungen (Entstehung) ()
- Taktwechsel oder 5/4-Takt? ()